20070306

ORIENTIERUNG an der ZUKUNFT zt-04

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Welche gedanklichen Modelle haben Bedeutung die -unabhängig von ihren Idealen- allein im Hinblick auf belegbare und nachprüfbare Sachzusammenhänge Bedeutung haben?

In den industrialisierten Ländern des 19. Jhs. gelangten die Stimmen der aufsteigenden industriellen Klassen zum Ausdruck gegenüber den Stimmen der Machteliten, die auf die Erhaltung und Bewahrung der bestehenden Gesellschaftsordnung ausgerichtet waren.

Das Ideal der aufsteigenden Schichten lag nicht in der Gegenwart sondern in der Zukunft. Sie waren am Werden der Gesellschaft, der Gesellschafts Entwicklung interessiert (Marx) (Revolution).
Auf der anderen Seite auch ein 'Chor der Zeit', der einer Gegenwart, das Idealbild einer besseren Vergangenheit entgegen hält (Tönnies) (Reaktion).

Der Glauben an die bessere Zukunft, an den Fortschritt der Menschheit gewann. Die einen priesen eine bessere Vergangenheit, die anderen eine bessere Zukunft.

Orientierung an der Zukunft: Hier finden sich Stimmführer beider industrieller Klassen: Marx u. Engels, Comte, Hobhouse. Sie fanden Zuversicht in dem Gedanken einer zukünftigen Verbesserung der menschlichen Lage.

Was lag diesem Interesse zugrunde, warum verblasste das Interesse an den Problemen der Gesellschaftsentwicklung?

Der Aufstieg der industriellen Klassen innerhalb der industrialisierten Staaten Europas ging im 19. Jh. Hand in Hand mit dem Aufstieg dieser Nationen selbst. Nicht nur Klassen innerhalb ihrer, sondern diese Staatsgesellschaften als Ganzes waren aufsteigende, sich ausbreitende gesellschaftliche Formationen.

Den Fortschrittsglauben vor allem auf die Fortschritte in Wissenschaft und Technik zurückzuführen ist eine unzureichende Erklärung. Im Gesamtchor der Zeit ist der Fortschrittsglaube an eine bessere Zukunft der Zeit, schwächer als in den Jahrhunderten zuvor.

Der Glaube konzentriert sich vielmehr auf die Gegenwart und die Erhaltung und Bewahrung der eigenen Nation, auf die Idealisierung ihrer existierenden Gesellschaftsform. Der Fortschritt ist zwar eine Tatsache, aber zugleich hört er auf für viele Menschen ein Ideal zu sein.

Die Stimmen des Zweifels mehren sich. Gründe für diesen Umschlag: Wiederkehrende Kriege, Drohung der Kernwaffen, neue wissenschaftliche Waffen verringerten Zutrauen in den Wert dieser Fortschritte oder in den des Fortschritts überhaupt.

Aber die Verachtung für den 'flachen Fortschrittsglauben', die weitgehende Blockierung des Blicks der Gesellschaftswissenschaftler für Probleme langfristiger gesellschaftlicher Prozesse, wie lassen sich diese erklären?

Um sie zu verstehen, muss man spezifische Veränderungen in der nationalen Gesamtstruktur und der internationalen Position in Betracht ziehen, die mit den großen Industrienationen des 19. Jhs im 20. Jh. vor sich gehen.

Industriebürgertum und Industriearbeitertum etablieren sich gegenüber den früheren dynastisch-aristokratisch.militärischen Machteliten als die herrschenden Gruppen ihrer Staaten. Teils als Partner, teils als Gegner bilden sie die primären Machteliten. Die eigene Nation als Ideal und höchster Wert gewinnt eine wachsende Rolle (S. XXXIII).

Die Nation aber als Ideal lenkt den Blick auf das Bestehende, auf das, was ist. Sie erscheint gefühlsmäßig und ideologisch als ewig, als unveränderlich. Geschichtliche Wandlungen betreffen nur das Äußerliche; das Volk, die Nation, so scheint es, verändert sich nicht.

Nicht nur die industriellen Klassen haben sich aus aufsteigenden in aufgestiegene Klassen verwandelt. Auch der jahrhundertelange Aufstieg der europäischen Nationen und ihrer Abkömmlinge kommt im 20. Jh. langsam zum Stillstand.

Die Vorstellung, Macht über andere auszuüben (aus Mission von Gott, der Natur oder historischer Bestimmung, aus eigener Überlegenheit), wird im 20. Jh. durch den tatsächlichen Gang der Entwicklung aufs schwerste erschüttert. Ein Wirklichkeitsschock (S. XXXIV).

Tatsächlicher weise eine Machteinschränkung gegenüber den weniger entwickelten Ländern. Die tatsächlichen Chancen für Fortschritte sind auch im Falle der älteren Industrienationen nach wie vor sehr groß. Aber im Sinne ihres herkömmlichen nationalen Selbstbildes, ihres Wir-Ideals, ist die Zukunft enttäuschend.

Die Vorstellung von dem einzigartigen Wesen und Wert der eigenen Nation dient hier oft als Legitimation für den Führungsanspruch der eigenen Nation in der Gesamtheit der Völker.
Dieses Selbstbild, dieser Führungsanspruch wird im 20. Jh. erschüttert (S. XXXV).

Dieser Wirklichkeitsschock verstärkt eine Tendenz, die in dem Nationalgefühl schon immer angelegt ist. Im Sinne der Selbstlegitimierung, als Ausdruck der nationalen Wertordnung und des nationalen Ideals hat das, was Nation ist, einen weit höheren Gefühlswert als ein Ideal das im Schoß der Zukunft ruht. Der 'nationale Gedanke' lenkt den Blick fort von dem, was sich wandelt, auf das, was als bestehend und unveränderlich gilt.

Es geschehen also spezifische Wandlungen in der Vorstellungswelt und dem Denkstil!

-o-o-o-


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