20070328

KULTUR & BILDUNG zk-15

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Das wichtigste Präge- und Ausstrahlungszentrum der deutschen Mittelstandskultur war die Universität. Von ihr werden die Ideen ins Land getragen. Die deutsche Universität, war gewissermaßen das mittelständische Gegenzentrum des Hofes (S. 29).

In den literarischen Zeugnissen zeichnet sich eine ganz bestimmte gesellschaftliche Situation ab. Die gleiche wie hinter Kants Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisiertheit.

Was sich in diesem Kulturbegriff, in der Antithese von Tiefe und Oberflächlichkeit und in vielen verwandten Begriffen ausspricht, ist das Selbstbewusstsein einer mittelständischen Intelligenzschicht.

Im Gegensatz zu den Parolen des aufsteigende Bürgertums in Frankreich und England zeigen die deutschen Parolen wie 'Bildung' oder 'Kultur' eine Grenzziehung zwischen dem rein Geistigen, als dem eigentlich wertvollen und dem Politischen, Wirtschaftlichen, Gesellschaftlichen auf der anderen Seite.
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Quelle: Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation, Erstmals veröffentlicht 1936, Francke Verlag: 1969 2. Auflage,Suhrkamp:1976 1. Auflage,19. Auflage 1995
Exzerpt: transitenator
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Lange politische Ohnmacht war ein Schicksal des deutschen Bürgertums.

Diese eigentümliche deutsche Intelligenzschicht entwickelte ein bürgerliches Selbstbewusstsein, mittelständische Ideale und ein gegen die höfische Oberschicht gerichtetes Begriffsarsenal.

In Deutschland war die Intelligenz verstreut (politische Zerissenheit, keine zentrale einheitliche 'gute Gesellschaft'), in Frankreich hingegen die Intelligenz in Paris versammelt. In Paris das Gespräch als Kommunikationsmittel, in Deutschland das Buch.

Die Aufstiegsmechanismen sind hier und dort verschieden. Der Angriff der deutschen Bürgerintelligenz richtet sich vorwiegend gegen das menschliche Verhalten der Oberschicht, gegen allgemeine menschliche Charaktere wie 'Oberflächlichkeit', äußere 'Höflichkeit', 'Unaufrichtigkeit', etc.

Kultur und Bildung sind in der Tat Parolen und Charakteristika einer schmalen Schicht in der Mitte, die sich aus dem Volk heraushebt (S. 35).

Das Zurücktreten des sozialen und das Hervortreten des nationalen Gegensatzes zeigt sich in der Gegenüberstellung von 'Kultur' und 'Zivilisation'.

Bildung von Gegensatzpaaren als Ausdruck eines sozialen Gegensatzes. Tiefe-Oberflächlichkeit, Aufrichtigkeit-Falschheit, äußere Höflichkeit-wahre Tugend als Erlebniszusammenhänge, aus denen dann die Gegenüberstellung von Zivilisation und Kultur hervor wächst.

Spannung zwischen mittelständischer Intelligenz und höfischer Aristokratie. Höfisch und französisch sind verwandte Dinge. 'Zivilisation' verbindet sich mit dem Bild des Franzosen.

Mit dem langsamen Aufstieg des deutschen Bürgertums aus einer zweitrangigen Schicht zum Träger des deutschen Nationalbewusstseins, ändert sich auch die Antithese 'Kultur und Zivilisation'.

Aus einer vorwiegend sozialen wird eine vorwiegend nationale Antithese. Das was ursprünglich mittelständischer Sozialcharakter war (das was in den Menschen ausgeprägt war, durch ihre soziale Situation) wird zum Nationalcharakter. Z.B. Aufrichtigkeit und Offenheit stehen nun als deutsche Charaktere der verdeckenden Höflichkeit gegenüber.

Die gesellschaftlichen Einheiten, die wir Nationen nennen, unterscheiden sich in hohem Maße durch die Art ihrer Affekt-Ökonomie, durch die Schemata, nach denen das Affektleben des einzelnen unter dem Druck der institutionell gewordenen Tradition und der aktuellen Situation jeweils modelliert wird.

Siehe Dialog Eckermann-Goethe S. 38.

Eckermann beschreibt eine spezifische Form der Affektmodellierung welches Goethe als ungesellig und dem für die große Welt nötigen Affektgestaltung entgegengesetzt empfindet.

Für Nietzsche ist dann diese Haltung Eckermanns die längst typisch deutsche Haltung: "Der Deutsche liebt die Offenheit und Biederkeit" - und "sofort verwechselt ihn das Ausland mit seinem Schlafrock".

Urteil Fontanes (1852): "England und Deutschland verhalten sich zueinander wie Form und Inhalt, wie Schein und Sein" (S. 41).

Die deutsche Antithese "Zivilisation und Kultur" steht nicht für sich; sie gehört in einen größeren Zusammenhang. Sie ist Ausdruck des deutschen Selbstbewusstseins (S. 42).

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