20070228

STEIN & BUCH, SÜNDENGELD

Große Filmstudios produzieren Filme über bekannte Werke der Weltliteratur. Eindringliche Botschaften der Buchautoren können da schon unter den Tisch fallen. Auch Bücher werden gekürzt. So ist es zum Beispiel nicht so einfach eine Ausgabe von Tolstojs Krieg und Frieden mit SEINEM Nachwort zu bekommen. Bei Victor Hugos' Glöckner von Notredame fällt ein ganzes Kapitel in irgendein Wasser. Ja, der Begriff Killerapplikation ist schon passend geschaffen worden und passt recht gut in das Weltbild der Evolution. Eines tötet das Andere um zu überleben. Ergodessen töten? Nein, natürlich nicht, aber mit dem Fortschritt gehen. Oder? Der Übergang zu etwas ?Neuem, ?Anderem, zu mehr undoder weniger? Auf jeden Fall etwas das dieses Blog betrifft: Transition

Literaturauszug: Victor Hugo: Der Glöckner von Notre-Dame, Paris 1831
Übersetzung: Arthur von Riha, Atrium Verlag, Zürich, Jahreszahl fehlt (altes Buch).
Auszüge aus dem Kapitel: "Dieses wird jenes vernichten."

Abstract: Victor Hugo's Gesichtspunkt, dass das Buch den Bau vernichtete, eine Macht die andere ablösen wollte. Vernichtet Presse die Kirche?

"Seit Beginn aller Kultur bis zum 15. Jh. bildete die Baukunst das große Buch der Menschheit.
Als die Gedächtniskraft der ersten Menschheit zu stark überlastet wurde und der Ballast ihrer Erinnerungen in ein Chaos auszuarten drohte, lief das flüchtig gesprochene Wort Gefahr, verloren zu werden. Da übertrug man es dem sichersten und zugleich dauerhaftesten Material, dem Erdgestein. Man legte die Überlieferung in Baudenkmälern fest.
Die Architektur war in ihren Anfangsgründen ein Alphabet. Man stellte einen Stein lotrecht auf und hatte den ersten Buchstaben. Jeder der Buchstaben war eine Hieroglyphe, und auf jeder Hieroglyphe ruhte eine Gedankengruppe gleich dem Kapitell auf der Säule.
Später erst bildete man das Wort, indem man Stein auf Stein stellte. So entstanden die Granitsilben, die zu Worten vereinigt wurden. Das Wort suchte sich die zugehörigen Verbindungen. Aus diesen wurde der Satz. (Dolmen, Cromlech, Druidentempel, Etrurier in Tumulus, Juden in Galgal. Carnac ist schon eine riesige Formel.
Schließlich baute man ganze Bücher. Die Tradition legte Sinnbilder fest, bis die Überlieferung selbst verschwand. Immer mehr begann die Zahl der Sinnbilder zu wachsen. Das Sinnbild fühlte das Verlangen sich im Gebäude zu enthüllen. Die Baukunst entwickelte sich mit dem menschlichen Gedanken zu einer tausendköpfigen und -armigen Riesin um diese Sinngebilde festzuhalten.
Dädalus bedeutete die Kraft, Orpheus die Intelligenz. Aus Meßkunst und aus Dichtkunst erstanden die Säule als Buchstabe, die Wölbung als Silbe, die Pyramide als Wort. Diese verschmolzen ineinander, senkten, hoben und schichteten sich bis der Zeitgedanke Wunderbücher diktierte, wie da sind: die Pagode zu Eklinga, das Rhamseion in Ägypten und der Tempel Salomons.
Das Wort als Grundgedanke war aber in den Bauten nicht nur in ihrer Anlage, sondern auch in ihrer Form vertreten. Der Tempel Salomons war kein einfacher Bucheinband, sonder das Heilige Buch selbst. An jeder seiner konzentrischen Einfriedungen konnten die Hohenpriester das überlieferte und geoffenbarte Wort lesen.
Der Gedanke wurde nicht bloß in der Gestalt des Bauwerkes, sondern auch in dem dafür gewählten Bauplatz ausgedrückt.
Eine Kulturepoche von sechstausend Jahren reicht von den ältesten Hindupagoden zum Kölner Dom, die in Bauten aufgezeichnete Geschichte der Menschheit überhaupt.
Unter dem belebenden Hauch des Christentums bildete sich aus dem Schutt der abgestorbenen griechisch-römischen Bauten unter den Händen von Barbaren die geheimnisvolle romanische Baukunst, als Symbol des katholischen Glaubens, als Hieroglyphe des päpstlichen Einheitsgedankens. Die ganze damalige Gedankenwelt ist in den romanischen Baudenkmälern ausgedrückt. Deren Düsterheit ist ein Reflex ihrer Zeit. An ihr fühlt man die Gewalt der päpstlichen Einheit, die unumschränkte Herrschsucht und die festgefügte Verschlossenheit Gregors VII. Überall sieht man an ihr den Priester,nie den Menschen.
Aus den Kreuzzügen wurde der arabische Spitzbogen in das Abendland gebracht, ebenso wie für die Völker der Freiheitsgedanke. Das Lehenswesen forderte eine Teilung mit der geistlichen Herrschaft. Dabei rechnete es auf die Hilfe des Volkes, das den Löwenanteil an sich riß. Das Aussehen Europas machte Veränderungen durch und die Baukunst hielt damit gleichen Schritt. Die romanische Baukunst begann zu verfallen, in gleicher Weise wie Roms Hegemonie nach und nach zerstückelt wurde. In die Wappenkunde wurde der Turm eingeführt, der dem Lehenswesen seinen Zauber verlieh. Der Dom war nicht mehr das den Glauben sicher ausdrückende Bauwerk, er entzog sich dem Priester, um der Macht des Künstlers anheimzufallen. Der Priester behielt den Altar und das Kirchenschiff, der Künstler besaß die vier Mauern. Das steinerne Buch gehörte nicht mehr dem Priestertum, nicht mehr der römischen Religion. Die Fassaden der Dome änderten sich. Die Drapierungskunst versteckte den dogmatischen Untergrund immer mehr. Der in Stein gehauene Gedanke war jeder Zensur entwachsen, er glich unserer Pressefreiheit. Vom 13.ten Jh. an, mit Bischof Wilhelm von Paris, im 15. mit Flamel sind Seiten rebellischen Inhaltes vollgeschrieben worden. Nur in dieser Form genoß damals der Gedanke Freiheit, nur in dieser Form konnte er daher ausgedrückt werden.
Da die Maurerkunst das einzige Ventil für den die Geister belastenden Druck war, wurde in ihr der Freiheitsdrang aller Richtungen vereint.
Daher stammt die ungeheure Zahl der Europa bedeckenden Kathedralen.
Alle körperlichen und geistigen Kräfte sind in ihnen zusammengeströmt.
Unter dem Vorwand des Gottesdienstes entfaltete sich die Kunst.
Wer sich damals als Dichter fühlte, der machte keine Verse, sondern er ging hin und wurde Baumeister. Der Baumeister war Dichter und Magister zugleich. Daneben gab es nur eine ärmliche Dichtkunst, die hartnäckig auf einem Vegetieren in Handschriften bestand.
Bis zum Auftreten Gutenbergs war die Baukunst die führende Kunst, die gemeinsame Schrift. Sie war ein Buch aus Granit, begonnen im Orient, fortgeführt von der klassischen Epoche Griechenlands und Roms, beendet vom Ausgang des Mittelalters.

Die verschiedenen Geschichtsepochen enthüllten dadurch ein Gesetz, demzufolge in der Urzeit im Morgenland auf die Kunst der Hindus die der Phönizier folgte. Diese war die üppige Mutter des arabischen Stils. Andrerseits schloß sich im Altertum an die ägyptische Baukunst, der etruskische Stil, dessen Abarten die Zyklopenbauten waren. Ihr folgte die griechische Baukunst, von der die römische befruchtet wurde. In neuerer Zeit trat dann der hieraus entstandene romanische Stil dem gotischen die Herrschaft ab.
Bei Trennung dieser drei Stilreihen, ergibt sich am indisch-ägyptisch-römischen Ast das Symbol der Priesterherrschaft, der Kaste, der Einheit, des Dogmas, der Mythen, mit einem Wort: Gott
Der phönizisch-griechisch-gotische Zweig zeigt bei aller Verschiedenheit die Freiheit, das Volk, den Menschen selbst.
Indien, Ägypten oder Rom, Brahmane, Augur oder Papst, Priester ist Priester und seine Kunst ist von der des Volkes durch einen Abgrund geschieden.
Im phönizischen Stil erkennt man den Kaufherrn, im griechischen den Republikaner, im gotischen den Bürger.
Die aus der Zeit der Priesterherrschaft stammenden Bauwerke zeigen als Haupteigenschaften Unveränderlichkeit, Abscheu vor dem Fortschritt, Festhalten an überlieferten Formen, unerschütterliche oft unbegreifliche Normen bei der Darstellung von Mensch und Natur. Jede darin enthaltene Form oder Mißform hat einen unveränderlichen Sinn, dessen Verletzung ein Sakrileg ist.
So gleicht ihre Kunst der Versteinerung von Religion.
Die vom Volk geschaffenen Kunstwerke stehen dazu im schroffen Gegensatz. Es besteht ein großer Unterschied zwischen Priesterstil und Volkskunst.
Bis in das 15. Jh. war die Baukunst das Hauptbuch der Menschheit. Bis zu diesem Zeitpunkt ist nicht ein Gedanke von Bedeutung gedacht worden, der nicht seine Ausdrucksform als Baudenkmal gefunden hätte. Es geschah nichts, was nicht im Granit niedergeschrieben worden ist.
Und warum?
Weil jeder Gedanke, sei es in der Religion, sei es in der Philosophie, nach Verewigung drängt.
Der Gedanke läßt sich nicht daran genügen, nur eine Generation zu erregen, sondern strebt danach, allen folgenden Generationen seinen Stempel aufzudrücken.
Erst im 15. Jh. trat eine Änderung ein.
Die Baukunst wurde von ihrem Herrscherthron gestürzt.
Das gedruckte Buch war berufen, das Baudenkmal zu vernichten. Daher ist die Erfindung der Buchdruckerkunst das größte Ereignis der Weltgeschichte gewesen. Sie ist die vollständige und letzte Häutung jener symbolischen Schlange, unter der seit Adams Zeiten der Geist zu verstehen ist.
Der Buchdruck verleiht dem Gedanken einer vorher nicht erreichte Unvergänglichkeit. Er zerstreute die Gedanke in alle vier Winde und macht ihn zu einem Vogelschwarm, der alle Punkte des Himmels und der Erde besetzte.
Seit der Erfindung des Buchdrucks, siecht die Baukunst dahin und geht an Auszehrung zugrunde.
Erst seit dem 16. Jh. wird das Siechtum der Baukunst offenkundig. Schon beginnt sie in kläglicher Klassizität zu erstarren.
Der Genius der Gotik leuchtet wie eine sinkende Sonne mit ihren letzten Strahlen.
Die Baukunst hatte als Gesamtkunst unumschränkt die anderen Künste geknechtet und sie ihren selbstherrlichen Regeln unterworfen.
Die emanzipierten Künste machen sich vom Joch des Baumeisters frei. Aus dem Steinmetz entwickelte sich der Bildhauer, aus dem Holzschnitzer der Maler, aus dem strengen Kanon die freie Musik.
Mit der Befreiung der Künste hielt die des Gedankens gleichen Schritt. Schon hatten die Freigeister des Mittelalters dem katholischen Dogma fühlbare Wunden geschlagen. Das 16. Jh. aber brachte in die Glaubenseinheit den unheilbaren Riß. Ohne Buchdruckerkunst wäre die Reformation ein Schisma gleich ihren Vorgängerinnen geblieben, erst Gutenbergs Kunst machte sie zu der die Grundfesten stürzenden Revolution.
Ohne Gutenberg kein Luther.

Michelangelo, das größte Genie des 16. Jh.s schuf als letzten Gedanken der Verzweiflung den Sankt Peters Dom.
Bald hatte jedes Land seinen St. Peters Dom. Nichtssagende Nachäffungen einer versinkenden Kunst, die vor Altersschwäche kindisch wurde, ehe sie ganz verschied.

Seit Franz II. verschwindet die architektonische Form der Bauwerke immer mehr und mehr, und statt ihrer tritt der geometrische Konstruktionsplan aufdringlicher hervor. Ähnlich wie bei einem abgezehrten Kranken das Knochenskelett. Statt schwungvoller Kunst öde gradlinige Mathematik. Eine anerkennswerte genaue Zusammenstellung von Flächen.
Italienische Pastetenbäckerei, kaltherzige, ultrafade, übergeräumige Höflingskasernen. Von Franz II. bis Ludwig XV. wächst das Elend mit dem Fortschritt der Geometrie. Haut und Knochen, das ist die ganze Kunst. Je mehr die Baukunst niedergeht, desto höher steigt der Buchdruck hinan.
Schon im 17. Jh. ist das gedruckte Buch der souveräne Herrscher.
Voltaire rüstet sich mit Luthers Schwert und zieht zum Sturm gegen das alte Europa aus, dessen Baukunst durch den Buchdruck vernichtet war. Und im 19. Jh. baut der Buchdruck zeitgemäß all das wieder auf, was er in der vorhergehenden Epoche als überlebt in Stücke geschlagen hat.
Die Baukunst aber ist tot, verschieden, ohne Hoffnung auf eine Wiederkehr. Erschlagen durch das Buch, weil sie zu teuer und zu wenig nachhaltig ist.. Das große Denkmal wird nicht mehr gebaut, es wird gedruckt. In der Epoche der Baukunst waren die Dichterwerke eine Seltenheit. Durch Zusammentragen entstanden Sammlungen, wie das Nibelungenlied, die Ilias, die Romanzeros, die Maharattas.
Das Menschengeschlecht hat zwei Bücher, zwei Register, zwei Testamente geschaffen, die Baukunst und den Buchdruck.
Das ganze Menschengeschlecht ist auf dem Baugerüst versammelt. Es ist der neue Babel-Turm der Menschheit."
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Dazu eine kleine Anmerkung zum St. Petersdom:
Nachdem ich gestern diesen obigen Auszug geschrieben habe, habe ich am Abend noch ein bißchen im Werwolf von Willibald Alexis gelesen und dabei eine Stelle gefunden wo ein Bezug von dem Mönch Tetzel zum St. Petersdom hergestellt wird. Ich will hier nicht in der üblichen Weise an der Kirche herum mäkeln ich finde die Geschichte halt aber doch interessant:

"Johannes Tezel, Dominikanerorden, große Ehren in Frankfurt an der Oder, dem Wittenberger Augustinermönch Luther zum Trotz. Kann man sich für jede große Sünde loskaufen, der Brief kostet Gulden und Thaler, je nachdem; ist aber auch für alle kleine Sünden gesorgt, und die Briefe sind gar nicht teuer, und das bringt das meiste ein, denn die Leute stürzen nur so, daß sie ihre Groschen und Pfennige in den Kasten werfen, an dem geschrieben steht:

Sobald der Pfennig im Kasten klingt,
Die Seele aus dem Fegfeuer springt.

Darüber sind die Pfarrer so erbost, weil Knechte und Mägde wollen gar nicht mehr bei ihrem Priester beichten; mit ein paar Pfennigen können sie beim Dominikaner alles abthun, und der zieht dann weiter, und die Beichtstühle stehen weit und breit leer.

Und darum (sagte die Burgfrau) ist der Augustinermönch (Luther) auch in Feuer und Flamm! 's gönnt keiner dem anderen, und keiner ist um ein Haar besser als der andere.
Tezel verkauft den Ablaß für den Papst; nämlich eigentlich für den Erzbischof Albrecht von Mainz, unseres allergnädigsten Kurfürsten Bruder, von dem er die Einnahmen gepachtet hat, der aber teilt den Erlös mit dem Papst zu Rom, und dafür wird die neue große Kirche in Rom gebaut. Also hat sich der Augustinermönch unterstanden, gegen den allerheiligsten Papst selbst zu reden, da das Geld in dessen Säckel fließt; aber sagen sie von der anderen Seite, weil das Geld so aus dem Land geht, werden die großen Herren und Fürsten, die's im Grund nicht gern sehen, wohl' eine Aug' zudrücken, und der Wittenberger wird wohl noch mit 'nem blauen Aug' davonkommen, daß er das Maul so weit aufgerissen. Daher erklären sie's auch, daß der allergnädigste Kurfürst den hochwürdigsten Bischof zu ihm geschickt. Der soll im zureden, daß er widerruft, und dann bleibt alles beim alten."
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Einige geschichtliche Daten:

Peterskirche, San Pietro in Vaticano. Beschluß Julius II. ca. 1502, Grundsteinlegung am 18.4. 1506, ab 1546 Michelangelo Bauleiter, Schlußweihe am 18. 11. 1626

Johannes Tetzel, geb. Pirma ca. 1465, gest. Leipzig 11.8.1519
ab 1489 Dominikaner, 1504-1510 Ablaßprediger in deutschen Landen. 1509 Inquisitor für Polen, 1517 Generalsubkommissar des Mainzer Erzbischofs Albrecht II., Markgraf von Brandenburg, auch in der Kirchenprovinz Magdeburg tätig.
Meyers Enz.: Reue und Buße traten hinter dem Gelderlös zurück.
Ab 1518 lebte er im Leipziger Dominikanerkloster.

20070227

WENN MANFRAU KEIN WISSEN HAT- Notizen TW-01

Metawissenschaftliche Behandlung. Bsp. Spracherlernung. Analyse (Untersuchung) der Grundbegriffe, Methoden und Voraussetzungen der Wissenschaft. Schlüsselbegriffe, Methodologie (Bewußtmachen der Methoden), z.B. Methodenübertragung. Was geschieht, wenn manfrau Wissenschaft treibt?

Begriffsklärung
Die Bedeutung eines sprachlichen Ausdruckes (Wortes) oder einer Wortverbindung klären. Weiters die Verwendungsweise eines Ausdruckes. Den Sprachgebrauch untersuchen.
Unterscheidung zwischen notwendigen und hinreichenden Bedingungen.
Bsp.: "Demokratie", hier unterschiedliche Verwendungsweisen, wie wird der Ausdruck verwendet. Uneinheitlichkeit des Sprachgebrauchs.
x1..... xn = uneinheitlicher Sprachgebrauch, Mehrdeutigkeit

Begriffe, wissenschaftliche
Zitat nach Martin Irne, Sozialpsychologe:
Es werden widerspruchsfreie Definitionen, die unmittelbar angewendet werden können gebraucht. Operationalisierbare Begriffe. Wissenschaftliche Begriffe abstrahieren.
Reduktion auf Konstruktion. Ein Merkmalkomplex wird erfasst, Unwichtiges fällt weg.
Beispiel: Sandsieben im Sandkasten. Der Begriff filtert das Wichtigste heraus. Was im Sieb liegt ist etwas aus der Natur künstlich Geschaffenes.
Die klassifikatorische Abstraktion und Begriffsbildung erfordert, dass von bestimmten Eigenschaften des Gegenstandes der Beobachtung abgesehen wird.
In die begriffliche Abstraktion geht nur ein Merkmal oder ein Komplex von Merkmalen ein, wie ihn dieser Gegenstand mit anderen Gegenständen gemeinsam hat.

Begriffsinhalt via Begriffsumfang
Begriffsinhalt ist die Menge der Eigenschaften, die die Elemente einer Klasse kennzeichnen und von Elementen anderer Klassen unterscheiden.
Begriffsumfang ist die Menge der Elemente die die entsprechenden Eigenschaften besitzt.
Nach anderer Definition:
Begriffsumfang: Alle Gegenstände bzw. Objekte, die unter einen bestimmten sprachlichen Ausdruck fallen (gehören).
Begriffsinhalt: Die Merkmale der Bedeutung des Ausdrucks bzw. die Eigenschaften der Objekte, die in den Begriffsumfang fallen.


Methoden der Überwindung von was?
1. Das Gemeinsame suchen, eine Gemeinsamkeit suchen--->Kern
z.B. Demokratie, was haben alle diese Ausdrücke gemeinsam
2. Indizierung, x1, x2, x3..sagen welche Bedeutung man verwendet
D1, D2, D3, D4..Dn also Aufzählung der Begriffe
z.B. liberale, pluralistische Demokratie, Volksdemokratie
Angabe der Verwendungsweise, des Gebrauches eines Ausdruckes. Welche Kriterien werden verwendet? Anwendungsbedingungen?
3. Entscheidung für bestimmten Begriff oder für bestimmt Verwendungsweise. Aufgliedern der Methode in ihre Bestandteile. Auszeichnung, Hervorhebung mittels Argument.
Zeigen, dass die eigene Verwendungsweise einen Vorzug hat (mit Argumenten).
Vergleich der Methoden.
Induktion ist Schluß vom Besonderen auf das Allgemeine
Deduktion- aus einem allgemeinen Satz den Einzelfall ableiten.

Empirische Wissenschaften, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften. Hier Realbezug damit Gegenstand bzw. Objekt 1. Ordnung
Erkenntnissubjekt-Erkenntnisobjekt
Erkenntnisobjekt Wissenschaft, damit 2. Ordnung also Metawissenschaft


Grundbegriffe der Wissenschaften
1. Begriffsbildung, Klassifikation, Definition, was ist zweckmäßig?
2. Aussagen, Hypothesen, Theorien, Gesetze(saussagen) stellen Zusammenhänge dar. Wenn-dann. Sätze, die einen Wahrheitswert haben,die wahr oder falsch sind, die einen bestimmten Wahrscheinlichkeitsgehalt haben.
Wissen, Erkenntnis. Grundaufgaben hier: Beschreibung, Erklärung, Begründung, Deskription, Prognosen, (Mit)-Gestaltung bzw. ethische Wertung umstritten.
(Historiker-->Prognose-->Moralist)
Beschreibung: Längsschnitt-historisch, Querschnitt-was jetzt ist
3. Logik im Sinn von Schlußfolgerungen, Schlüsse
z.B.: Marx, Prognose der Revolution in Industriestaaten, tatsächliche Revolution aber in Bauernstaaten wie Rußland und China. Falsche Prognosen, da falsche Voraussetzungen.

Sätze
Unterscheiden zwischen Aussagen und Nichtaussagen
Aussagen: Aussagensätze, Feststellung von Sachverhalten. Behauptungssätze oder Deklarativsätze sind Sätze für die es sinnvoll ist von wahr oder falsch zu reden. Einen Wahrheitswert zuordnen Man muß hier von Wissen oder Erkenntnis reden bzw. von Wissenschaft. Gewisse Wahrscheinlichkeit.
Nichtaussagen: Fragen, Bitten, Befehle, Aufforderungen sind technische oder moralische Anweisungen, Normen (Aufforderung zu bestimmtem Verhalten) Gebrauchsanwendung
1. technische Normen, nichttechnische Normen sind Instruktionen um Ziel zu erreichen, damit Objekt funktioniert.
2. sittliche Normen, brav, hilfsbereit sein

Unterscheidung Realwissenschaften via Formalwissenschaften
Realwissenschaften mit Realbezug (empirische Wissenschaften wie Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, SoWi, WiWi) via apriori Erkenntnisse.
Formalwissenschaften wie freie Mathematik, Statistik, Logik, freie Schöpfung des menschlichen Geistes. Es werden hier 1. Zeichenmengen und Vokabeln und 2. Regeln zum Umgang mit den Zeichen festgelegt.


Analyse von Voraussetzungen:
• Philosophische Voraussetzung-z.B. warum gibt es etwas, warum gibt es nicht nichts?
• Nichtwissenschaftliche (vorwissenschaftliche Voraussetzung) z.B. Urknall
• Wissenschaftliche Hypothesen, Aussagen, die Gegenstand von Überprüfungen sind.

Wissenschaft, Wissenschaftstheorie
Externe Anstöße kommen von außerhalb, z.B. Marx'sche Theorie. Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewußtsein.
Interne Anstöße z.B. im Rahmen der Philosophie, Anstöße kommen von innen.

Semiotik
1. Syntaktik-Ausdrücke ohne Bedeutung, Zeichenreihen z.B. in den Formalwissenschaften, Mathematik
a. Vokabular, Zeicheninventar, Menge der alltagssprachlichen bzw. umgangssprachlichen Ausdrücke und Ausdrücken einer spezifischen Wissenschaftssprache.
b. Regeln für den Umgang mit diesen Zeichen. Zulässige Zeichenfologe in S (beliebiges System) der zulässige Ausdruck in S falls die Regeln unter (b) angewendet werden. Bildungsregeln, Formationsregeln z.B. Aussage (Hypothese einer Theorie). Unterscheiden hier zwischen Regeln der gewöhnlichen Grammatik und den Regeln einer logischen Grammatik. Siehe dazu auch "Sätze".
2. Semantik = Lehre von der Bedeutung der Zeichen (Realbezug)
Ideographisch? Ideographie? "Kollektographie"?
3. Pragmatik: Lehre von den Benützern der Zeichen, pragma gr. der Zweck, zu welchem Zweck wird das Ganze gemacht?

Gegenüberstellung der Physik zu den Sozialwissenschaften
Physik ist bezogen auf tote Objekte, diese werden erforscht, z.B. Mond ist kein Handlungsträger. Hier All-Sätze im Sinne von Popper.
SoWi: Hier Subjekte, Aussagen werden wahrgenommen und verhalten sich anders als wenn sie es nicht gehört hätten. Ergebnisse hier sind empirische Generalisierungen. z.B.: Je größer die Zahl der Geschwister, desto schlechter die Schulleistungen. Self-fulfilling prophecies, self destroying prophecies.

"Begriff"-körperliche Metapher, alte Begriffe sind es oft. z.B. Organisation.
Denken, Hantieren mit Symbolen, probehandeln.
Begriff als Saugnapf, aber auch zum Herausgreifen und Zusammenfassen.
Theoretische Begriffe: z.B. Autoritäres Führungsverhalten in Diskussionen. Auswirkungen auf Ergebnis.

Nur aus Aussagen können Aussagen abgeleitet werden.
Schluß vom Sein auf das Sollen.
Aporie: Kant
Bolcano: Paradoxien des Unendlichen.

Axiom: Im alten oder klassischen Sinn ein evidenter Satz (Wahrheit kommt aus dem Satz selbst) Ein Grundsatz im System dessen Wahrheit einleuchtet.
Abgeleitete Folgesätze sind Theoreme.
Moderner Axiom-Begriff: Ist nicht Grundsatz sondern ausgezeichneter (hervorgehobener) Satz in System. Hat tragende Funktion bei Systemumbildung. Basale und abgeleitete Sätze sind gegeneinander austauschbar.

Analytische Philosophie (Kritischer Rationalismus) (Carnap, Stegmüller)

1. Die anthropologische Wende
Erkenntnissubjekt, -objekt, bezieht sich auf sich selbst.
2. Erkenntnistheoretische Wende, also Untersuchung des Erkenntnisinstruments, z.B. Verstand, (Verständnis?)
3. Sprachanalytische Wende, wenn man Sprache nicht als selbstverständlich nimmt. Sind die Fragestellungen sinnvoll?

Gewöhnliche Grammatik
Logische Grammatik
Schr..?..: Quod non est in experimento, non est in mundo.
Methodischer Positivismus.

Überprüfungsmöglichkeiten
-Technische Unmöglichkeit der Überprüfung
-Prinzipielle Unmöglichkeit der Überprüfung
-. Logische Unmöglichkeit
-. Naturgesetzliche Unmöglichkeit (wenn man Naturgesetze überschreitet).
-Die Unmöglichkeit einer (Nicht)-Überprüfbarkeit ist nicht nachweisbar. Überprüfbarkeit darf nicht für jeden Zeitpunkt ausschließbar sein.
-Die Überprüfbarkeit ist gegeben. Die Methode der Überprüfbarkeit ist noch nicht gegeben, noch nicht angebbar.
-Die Überprüfung ist angebbar, aber noch nicht durchführbar.
-Überprüfung ist durchführbar..

Wissenschaftstheorie
1. Wissenschaft über Wissenschaft = Metawissenschaft
2. Wissenschaftskritik: Methode und Instrument einer kritischen Untersuchung.
z.B. Weltuntergangsprognose: Statt Korrektur noch größere Gläubigkeit.
Bertrand Russell:
Konträres Denken: schwarz-weiß
Kontradiktorisch: nichtschwarz, Schattierungen

Deskriptive Aufgabe: In (durch) Beobachtungen, Wahrnehmungen, Erfahrungen, also Empirie Aussagen über die behauptete Wirklichkeit (Realität) das Sein machen. Dadurch Beschreibungen, Klassifizierungen, Erklärungen, Begründungen, Prognosen (wird sein). Ist-Zustände und Ist-Ereignisse die zu erklären sind.
Präskriptive Aufgabe: Ist normativ. Soll-Sein Sätze. Aufforderungen zu einem Verhalten. Wertvorstellungen.

Interpretation ist Veränderung.
Objektiver Wissenschafter oder Parteigänger?
Popper: Theoretizismus, Betrachtung im Lichte einer Theorie.
Unterscheidung von strukturierter Beobachtung (Wichtigkeit, Zusammenhänge, Gliederung) , und unstrukturierter Beobachtung.

Coret: "Metaphysik"

Direkte - Indirekte Beobachtung
Subjektiv: Eigener Bewegungszustand
Intra-subjektiv: Miterleben
Inter-subjektiv: Allgemein überprüfbar.

Rivalisierende Theorien. Die erklärungskräftigere, leistungsfähigere Theorie gesucht. Isolieren und identifizieren der Theorie. Welche Theorie soll man herannehmen?
Letzte Erfahrung-letzte Erkenntnis? Experimentum crucis.
A posterioriismus- Aussage nur aus Erfahrung.
via Kant: Erkenntnis a priori.

Beobachtungssprache via theoretischer Sprache.

Welche Grundannahmen?
Kollektivistische Bezugsrahmen ("Scheinwerfer")

A. Marxismus
1. Stellung zu den Produktionsmitteln, "Kapitalist", "Proletarier", "Klassen"
2. Widerspruch der Produktionsverhältnisse, -kräfte, auch know how stecken in den Produktionsverhältnissen. Gesellschaft ist Bezugsrahmen. Gesellschaft besteht aus Klassen nicht Individuen, besteht letztlich aus Produktionsmitteln. Produktionskräfte werden von Produktionsmitteln entweder getragen oder gefesselt. Klassen durch Stellung zu den Produktionsmitteln definiert.


B. Strukturfunktionalismus, untersucht einen Teil der Struktur zur Erhaltung des Gesamtsystems. Hier wird der Beitrag des Einzelnen zur Aufrechterhaltung des Ganzen untersucht.
B1. Soziale Schichtung, Funktion zur Erhaltung der Struktur. z.B. Parsons, Durkheim. Funktion von Religion, Familie, Ehe..-Integrationsideologie, pronatalistisch-gegen Außenseiter. "Das jüdische Volk hätte ohne jüdische Religion nicht überlebt".
Systemtheorie, Familientherapie (ein Kind muß krank sein). Sündenbockphänomene.
B2. Arbeitsteilung, "organische Solidarität" (Durkheim, die einzelnen Organe können nicht überleben), Körper Metapher zur Legitimierung von Ungleichheit immer im Hintergrund. Parson (Physiologe). Wenn in einer Gruppe alle Mitglieder alles können ist die Chance größer, dass es auseinanderbricht.

Individualistische Bezugsrahmen

Nutzentheorie (Homans)
• Nutzen maximieren
• Schaden/Kosten minimieren

Reduktionismus: 'Gesellschaft' wird zum Beispiel nur auf psychologisch erworbene Kenntnisse zurückgeführt. Rationales Handeln wird unterstellt. Übertragung der Ökonomie auf Individuen. Nutzen wird subjektiv definiert ist keineswegs objektiv. z.B. angewendet auf Sexualität (amerikanische Analyse in einem Dorf).

Analogietheorien

Theorien dazwischen
Paradigmen, Lehrmeinungen, Bezugsrahmen
Literatur:Claessens (Anthropologe): Gruppen und Gruppenverbände. Imponiergehabe-Trommeln auf der Brust.

Menschen können nur vergesellschaftet existieren.
Gruppentheorie. Versuch einen gemeinsamen Willen zu entwickeln.
Verschiedene Mechanismen.
Gruppe hat Zwang zur Selbstdarstellung nach außen. Entwicklung von eigener Gruppendynamik. Je nachdem welchen Bezugsrahmen man verwendet kommt man zu dem oder dem Ergebnis.
Gruppe- Bild eines Außenfeindes ? Feind muß nicht existieren.
Science Fiction- Außerirdische Bösewichte.
Wenn eine Gruppe auf organischer Solidarität beruht braucht sie keinen Außenfeind.
Mechanische Solidarität.

Gegenüberstellung innerhalb des kollektivistischen Bezugsrahmens von Marxismus und Strukturfunktionalismus.

Marxismus:
Widerspruch als Motor der Geschichte.
1. Widerspruch zwischen Produktivkräften (auch Intelligenz) und Produktionsverhältnissen.
2. Klassen (durch Stellung zu den Produktionsmitteln definiert)
3. Konzepte der Entfremdung.
Anthropologischer Entfremdungsbegriff:
Hier Annahme einer menschlichen Natur die gewisse Bedürfnisse hat ("Entfremdung von sich selbst"). Kritik an Arbeitsteilung.
Soziologischer Entfremdungsbegriff: Verselbständigung des Produkts. Macht über den Produzenten. • (Groß)-Technik, • Bürokratie, • Kapital (Geld, das sich verwerten lässt gegenüber Geld als allgemeiner Ware), • Religion.
Arbeitsteilung (Warenproduktion) ist negativ besetzt und produziert Entfremdung.

Strukturfunktionalismus- Wichtig hier der Begriff der Integration
E. Durkheim
T. Parsons
Radcliffe-Brown
Grundansatz ist Harmoniebedürfnis. Untersuchung eines Teils zur Unterstützung des Ganzen (der Gesamtstruktur).
1. z.B. Religion, Integrationsideologie (Abgrenzende Vorschriften durch Stifung von Gemeinschaft).
2. pronatalistisch: z.B. Ehe, Familie, juristisch-religiöse Regelung des Geschlechtsverkehrs. (Vom Brautkauf zum Sakrament der Ehe). Lit: Levi-Strauss, Bourdieu.
Inzesttabu.
Die Exogamie-Hinausheirat. Matrilinear- die Linie wird über die Mutter geführt. Exogamie wichtig um Gesellschaft zu bilden.

Notizen zu einer Vorlesung im WS 1987 von Prof. Wohlgenannt, Universtität Linz

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MÄRXCHEN IM WUNDERLAND


Dialektik und Materialismus
Was Märxchen nicht lernt, lernt Marx nimmermehr.
Ein Frage und Antwortspiel.

Bearbeitete Literatur: Kiss Gabor: Einführung in die soziologischen Theorien I
Erschienen bei Opladen, Düsseldorf 1972. 3. Auflage 1977.
Teil III. Dialektisch orientierte Gesellschaftstheorien
2. Abschnitt: Marx
1. Der Materialismus in der Dialektik: die Priorität der objektiven Realität S. 125 - 141
2. Das ökonomische Bewegungsgesetz in der Geschichte S. 142 - 162
3. Marxens Klassentheorie: Klassengesellschaft S. 163 - 171
Zusammenfassung S. 172 - 185

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Abstract:
Die Abhandlung von Kiss ist eine historisch orientierte vergleichende Analyse gesellschaftstheoretischer Hauptrichtungen. Sie ist aus dem Wunsch entstanden bedeutende theoretische und methodologische Positionen zu vergleichen und gegenwartsbezogene Akzente in der Geschichte soziologischen Denkens zu setzen (9).
Kiss möchte in seiner Darstellung eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart bauen, indem er versucht, die Kernprobleme aus der Sicht der verschiedenen Positionen her zu beleuchten (10).
Die dialektisch orientierte Gesellschaftstheorie unterscheidet sich von anderen Gesellschaftstheorien durch den revolutionären Charakter ihrer Denkmethode (172).


Frage:
Was sind Merkmale dialektischer Soziologie?
Antwort:
(1) Das revolutionäre Prinzip der Wissenschaft, (2) Das Postulat von der Einheit des Seins, (3) Die wechselseitige Bedingtheit von Sein und Bewußtsein, (4) Das Ziel der Emanzipation und Freiheit des Menschen.
ad 1) Dieses Prinzip bzw. dieser Denkansatz der Totalität besagt, daß sich das Ganze nur vermittels der von seinen Teilen erfüllten Funktionen erhält. Der Teil hängt von der Totalität seiner Beziehungen ab. Die soziale Einheit erhält sich durch die Erfüllung ihrer Teilfunktionen ihrer Mitglieder. Diese hängen von der Summe der gesamtgesellschaftlichen Beziehungen (Totalität) ab. Die Gesellschaft wird also bestimmt von einem System von wechselseitigen Abhängigkeiten und deren Strukturierungen. Soziale Teilerscheinungen werden von den strukturbestimmenden Wesenszügen des gesamten Teilsystems erklärt (175).
ad 2) Die Welt der Erscheinungen ist wandelbar aber immer Ausdruck eines tiefer sitzenden Wesens. Das Wesen beinhaltet den Grundwiderspruch von Identität und Unterschied und hat somit nicht nur eine Beziehung zum Sein sondern vor allem zum Werden. Wesen und Erscheinung bilden eine untrennbare Einheit wie z.B. die Einheit des Individuellen und Allgemeinen. Diese Einheit ist ein Prozeß, in dem sich alles an seinen inneren Widersprüchen abarbeitet und sich dann als Resultat entfaltet. Das menschliche Wesen entwickelt sich vermittels der Allgemeinheit (178).
ad 3) Sein und Bewußtsein sind wechselseitig bedingt. "Die dingliche Welt ist der gesetzmäßig notwendige Gegenspieler des Bewußtseins" (181). Die materielle Seite des Seins ist "der dialektische Gegensatz zum Bewußtsein" und damit "die treibende Kraft zur ständigen Synthese-Bildung" (181).
ad 4) Ziel der Geschichte und des notwendigen Fortschrittes ist die Emanzipation und Freiheit des Menschen (183).

Frage:
Was sind Unterschiede zwischen Hegel und Marx?
Antwort:
Hegel vertritt eine idealistische Position, Marx eine materialistische. Dies zeigt sich beim inhaltlichen Verständnis dessen was Wesen ist. Bei Hegel besteht das Wesen aus absolutem Geist, bei Marx ist das Wesen materiell (179). Entwicklung ist bei Hegel Entfaltung des Geistes, bei Marx Entfaltung der Materialität. "... bei Hegel beginnt und entfaltet sich der Geist bzw. das Bewußtsein 'zum Absoluten', während sich bei Marx die Materialität des Seins zur höchsten Stufe ihrer in ihr verborgenen Kräfte, zum Bewußtsein, zur 'Humanisierung der Natur' entfaltet" (182). "Die Freiheit des Menschen besteht nur darin, daß er durch die Erkenntnis der gesellschaftsbewegenden Gesetze das Zeitintervall des Prozesses der Auflösung von Widersprüchen - entweder mit Hilfe des Bewußtseins (Hegel) oder mit der der Aktion (Marx) - verkürzt ... (181). Ziel für beide ist die Emanzipation und Freiheit des Menschen ("Prozeß der Vermenschlichung des Menschen", doch unterscheiden sich Marx und Hegel in der Wahl der Mittel (142). Bei Hegel ist das Eigentum "die objektivierte Form der Freiheit" und damit Mittel zur Freiheit während Marx die Institution des Eigentums absolut verneint (183). Marx sieht in den Eigentumsverhältnissen vielmehr das größte Hindernis der Freiheit (184) und sieht im Eigentum nicht nur ein Aneignungsrecht von Sachen, sondern auch ein Aneignungsrecht von Personen (129). Bei Marx treiben ökonomische Antagonismen von sich aus den ständigen Prozeß des Fortschritts voran. Bei Hegel bedeutet Bewußtseinsentwicklung (Bewußtmachung und Aneignung von Sachkenntnissen) den Fortschritt zum 'Höheren' (140).


Frage:
Was sind Prämissen des dialektischen Materialismus welche für die soziologische Betrachtung von besonderer Wichtigkeit sind?
Antwort:
(1) Materialismus, (2) Dialektische Bewegung, (3) Von Materie produziertes Bewußtsein, (4) Evolutionär-revolutionäres Entwicklungsprinzip.
ad 1) "Materialismus bedeutet im Gegensatz zum Idealismus und vor allem zur Metaphysik die Leugnung eines, von der Materie unabhängig und unveränderlich existierenden Geistes". "Gedanken und Ideen sind nur Spiegelbilder der objektiven materiellen Wirklichkeit" (126).
ad 2) Der dialektische Dreitakt vollzieht sich hauptsächlich in der materiellen Welt. "Die dialektischen Entwicklungsgesetze des Bewußtseins werden also von Marx als die Widerspiegelung sozioökonomischer Kräfteverhältnisse betrachtet; es ist die technische Grundlage d. h. der Stand der Produktivkräfte, der das Bewußtsein und die Sozialverhältnisse bedingt" (126). Zur Synthese gelangt man durch sozialen Kampf und nicht durch bewußtseinsmäßige Auseinandersetzungen.
ad 3) Das Bewußtsein -welches ein Spiegelbild seiner materielle Umwelt ist- kommt im Prozeß der dialektischen Entwicklung durch Kombination der Reflexionen über die Umweltprozesse zu neuen noch nicht vorhandenen Ideen. So kann der Mensch aktiv in die Gestaltung der materiellen und sozialen Prozesse eingreifen.
ad 4) Sich anstauende Widersprüche erreichen einen Punkt, an dem sie auf revolutionärem Wege die Struktur (also die Qualität) der Gesellschaft ändern. Vorwärts- bzw. Höherentwicklung geschieht auf Grund von (R)evolution (134).


Frage:
Was sind die methodologischen Prinzipien soziologischer Forschung im Marxismus?
Antwort:
(1) Objektive Realität, (2) Totalität, (3) Entwicklungsgesetzlichkeit.
ad 1) Zur Erklärung sozialer Tatbestände muß man "die objektive, vom menschlichen Bewußtsein unabhängige Realität, nach ihrer faktischen Beschaffenheit sachgerecht erforschen". Den wissenschaftlichen Aussagen über Gesellschaft soll nach Marx eine fundierte Analyse der Fakten (unter dem Gesichtspunkt ihrer ökonomischen Bedingungen) auf empirischer Ebene vorausgehen (135). Moral, Religion oder Politik sind eher Derivate des wirtschaftlichen Geschehens. Im Blickwinkel ist eher der Alltag des einfachen Produzenten (Industriearbeiters) und dessen ökonomische Lage (136). Der erste wissenschaftliche Fragebogenentwurf stammt von Marx (137).
ad 2) Die Lage des einzelnen (Arbeiters) ist durch die Totalität (Gesamtzusammenhang) der gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmmt. Erscheinungen sollen im Gesamtzusammenhang gesehen werden und der Forscher soll sich bemühen das Wesen dieser Erscheinungen zu enthüllen (138). Es besteht das Erkenntnisziel einer 'absoluten Wahrheit'. Die Welt ist erkennbar. Es gibt also nicht nur eine subjektiv erfaßbare Realität, sondern auch eine objektive Wahrheit. Die erkannten Kräfte dieser Wahrheit sollen zugunsten der Allgemeinheit angewendet werden (139).
ad 3) Der Entwicklungsaspekt setzt nun konkrete Bezugspunkte zum historischen Prozeß. "'Absolute' Begriffe, wie z. B. Familie, Eigentum, Arbeit, Mensch usw., müssen in ihrer jeweiligen historischen Bedingtheit erforscht werden. Ihr Inhalt ändert sich nämlich in den einzelnen historischen Phasen ..." (139).
Die Entwicklung ergibt sich aus dem grundlegenden Spannungsverhältnis zwischen dem Stand der Produktivkräfte und dem der Produktionsverhältnisse. Sachliche Träger der Produktivkräfte sind die Umwelt (Bodenschätze etc.), menschliche Träger sind z. B. Bevölkerungsdichte, Gesundheitszustand etc. (140). Produktionsverhältnisse sind Verhältnisse die Menschen -entsprechend dem jeweiligen historischen Entwicklungsstand ihrer Produktivkräfte- bei der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prokuktion ihrer Existenzmittel eingehen. Die Produktionsverhältnisse werden analysiert nach Art der Kooperation, der Arbeitsteilung, der Verteilung der Produktionsmittel und der Verteilung von Konsumgütern (141). Die ökonomische Basis bestimmt den Charakter des 'Überbaus'. Unter diesem wird das Gesamtgebäude an juristischen, politischen und kulturellen Einrichtungen verstanden die einen ideologischen Einfluß nehmen, nämlich im Sinne der herrschenden Klasse. Das individuelle Bewußtsein ist aus der jeweiligen sozialen Lage zu erklären (141).


Frage:
Was ist nach Kiss das Kernstück des Marxismus?
Antwort:
Eigentum ist nicht nur eine ökonomische Kategorie, sondern Eigentum bedeutet eine grundlegend soziale Beziehung durch die Chance zur privaten Aneignung fremder Arbeitskraft. Diese Möglichkeit der privat-subjektiven Verfügung über andere ist die Macht der 'Selbstständigen' (d. h. Eigentümer) über die 'Unselbstständigen'. Das ist das Wesen des sozialen Konflikts mit antagonistischem Charakter unter bürgerlich-kapitalistischen Sozialverhältnissen. "Ein qualitativer Sprung in eine neue, bessere Gesellschaftsordnung kann daher nur auf diesem 'materialistischen' Wege der (konkreten) Enteignung der Produktionsmittel durch die Allgemeinheit geschehen" (128). "Der Angriff des Marxismus auf das Eigentum ist nicht auf die Negation der Aneignung von Sachen, sondern auf die der Aneignung von Menschen bzw. deren Arbeitskraft gerichtet" (129). Eigentum ist unter kapitalistischen Bedingungen das einzige Mittel der Freiheit andererseits produziert das Eigentum Unselbstständige. Das ist ein Grundwiderspruch der bürgerlichen Gesellschaft. "Das wesentliche Merkmal dieses Grundwiderspruchs besteht in dem sozialen Verhältnis zwischen gesellschaftlich geleisteter Arbeit und dem auf privater Basis beruhenden Aneignungs- und Bestimmungsrecht der ökonomisch und d. h. auch politisch führenden Schichten" (130). Die Aufhebung dieses Widerspruchs (Abschaffung des Privateigentums) soll zum sozialistischen Eigentum führen. "Der Sinn des Eigentums als Mittel der sozialen Emanzipation hat sich im Laufe seiner Entwicklung in seine Negation, in ein Mittel der Unfreiheit verwandelt ... dieser Antagonismus ... sollte durch die Gleichheit der Eigentumslosigkeit aller beseitigt werden. Durch die Überführung der Produktionsmittel in die Verfügungsgewalt der Allgemeinheit (Staat) sollte die Möglichkeit der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen verhindert werden" (131). Diese Gleichheit der Eigentumslosigkeit soll durch den Staat gesichert werden und nicht wie unter kapitalistischen Verhältnissen wo der Staat als 'Werkzeug der Bourgeoisie' fungiert und die Eigentumsverhältnisse schützt.

Frage:
Was bedeutet Entfremdung bei Marx und welche historische Phase kennzeichnet sie?
Antwort:
Bei Marx vollzieht sich die 'Entfremdung des wirklichen Lebens' als ökonomische Entfremdung in den Arbeitsvollzügen und Produktionsverhältnissen des kapitalistischen Wirtschaftsprozesses.durch die Scheidung des Produzenten von den Produktionsmitteln. Entfremdung ist bei Marx eine Auswirkung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung (Hartfiel 1972, S 171). Konkret bedeutet dies:
(1) Die Lahmlegung und Einschränkung der konkreten Handlungsfreiheit, (2) Die Entäußerung der Lebens- bzw. Arbeitskraft für einen fremden Zweck, (3) Die Entfremdung von der produktiven Tätigkeit selber, (4) Die Entfremdung von der menschlichen Gattung, (5) Die Entfremdung des Menschen vom Menschen (131).
ad 1) Da der Mensch nur frei ist, wenn er nicht gezwungen ist einem anderen Menschen zu dienen, ist derjenige unfrei der gezwungen ist seine Arbeitskraft zu verkaufen. Sein Schicksal wird von anonymen übermächtigen Mächten bestimmt. Die Ursachen seiner Unfreiheit bestehen im Mangel an materiellem Besitz (131).
ad 2).So muß sich der Mensch (Arbeiter=Produzent) in der kapitalistischen Gesellschaft für einen fremden Zweck entäußern (verkaufen?). "Der Lohnarbeiter -obwohl er nicht weiß, was und für wen er arbeitet- entäußert seine Lebenskräfte in einer stupiden Detailarbeit, ohne sich persönlich eine menschliche Existenz dafür schaffen zu können" (132). Mit dieser 'stupiden Detailarbeit' wird die Arbeitsteilung und Spezialisierung angesprochen.
ad 3) Das Produkt welches der Mensch herstellt gehört einem anderen. Wenn er es will muß er es kaufen. "Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, tritt ihr als ein fremdes Wesen, als eine von den Produzierenden unabhängige Macht gegenüber. Die Verwirklichung der Arbeit als ihre Vergegenständlichung ist gleichbedeutend mit einer Entwirklichung des Arbeiters" (Hartfiel 1972, 171).
ad 4) Ursprüngliche Bestimmung des Menschen ist die 'schöpferische Tätigkeit'. Diese Kraft wird durch die Herrschaftsstruktur abgetötet. Der Arbeiter gibt sich 'tierischen Vergnügungen' hin, weil er keinen anderen Sinn im Leben sehen kann. "Das kapitalistische System hemmt also selbst durch unausgeschöpften mangelhaften Einsatz seines Produktivkräftepotentials (zu denen das Interesse und die Erfahrung des Menschen gehören) auch seine eigenen Entfaltungsmöglichkeiten" (133).
ad 5) "Diese Entfremdung vom menschlichen Wesen führt zum existentiellen Egoismus, den Marx als die Verwandlung des Menschen zum 'Mittel seiner individuellen Existenz' beschreibt" (Hartfiel 1972, 171). Das bedeutet konkret die Isolierung des Einzelnen. "Das System der zwischenmenschlichen Beziehungen basiert auf der Privatheit (Privat, lateinisch: privation = Beraubung)". Der Mensch unter diesen Bedingungen entwickelt ein 'Paria-Bewußtsein' welches durch Aufklärung (Bewußtmachung) und Aktion aufgehoben werden kann (133).


Frage:
Was ist nach Marx die Triebfeder der historischen Entwicklung?
Antwort:
Bisher galten Ideen der Moral, Religion oder Politik als gesellschaftskonstituierende Momente. Marx aber sieht die Triebfeder der historischen Entwicklung in der Produktionssphäre. Moral, Religion oder Politik sind eher 'Derivate des wirtschaftlichen Geschehens'. Somit wird nun aber auch die Betrachtung des Alltags der ArbeiterInnen aufgewertet und damit der Soziologie der Impuls gegeben was für die Forschung als wesentlich zu betrachten ist (136).
Marx stellt das ökonomische Bewegungsgesetz der Geschichte folgendermaßen dar: "In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt" (143). An gewissen Punkten kommt es zum Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen (Eigentumsverhältnissen) und es kommt zu Revolution. Der materiellen Veränderung folgt eine ideele Reflexion (in ideologischen Formen) des Überbaus worin sich die Menschen des Konflikts bewußt werden. Das Bewußtsein muß also "aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktions-verhältnissen" erklärt werden (143).
"Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, daß die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind" (143).


Frage:
Was versteht Marx unter der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und wie begründet er die Entstehung dieser Ausbeutung?
Antwort:
Ausbeutung ist ein soziales Verhältnis, in dem die Ausbeuter, d. h. die Eigentümer der Produktionsmittel, in Ausnutzung ihrer Herrschaftsposition sich unentgeltlich das Produkt fremder Arbeit aneignen (Hartfiel 1972, 47).
Ausgangslage ist Natur und Mensch. Der Mensch tritt als gesellschaftliches Wesen durch Arbeit in einen 'Stoffwechsel mit der Natur' ein. Der Stoffwechsel setzt sich in der Gesellschaft in der Form von Tausch fort. Die Ware ist realisierte Arbeitskraft für die durch Tauschhandel nach einem Äquivalent gesucht wird. Die Tauschenden bestimmen die Regeln des Austausches. Diese Tauschbeziehungen verändern sich infolge der Arbeitsteilung und werden zu fixierten Verhältnissen (Eigentum) umgewandelt (143/144). Unter 'Eigentum' versteht Marx den rechtlich garantierten Besitz an Produktionsmitteln, der die Möglichkeit zur Ausbeutung des Menschen durch den Menschen bietet. Durch diese rechtlich garantierte Verfügungsgewalt besteht die Möglichkeit andere von der Nutznießung der hergestellten Produkte auszuschließen. Eigentumslose müssen ihre Arbeitskraft verkaufen. Das Recht auf Nutzung der Arbeitskraft ist die Quelle des Mehrprodukts. Das Mehrprodukt entsteht dadurch, daß der Arbeiter über das Maß seiner Bedürfnisse arbeitet und so durch diese Mehrarbeit ein Mehrwert entsteht der dem Eigentümer zugute kommt. Dieses Mehrprodukt bildet dann das Eigentum des Besitzers an Produktionsmitteln. Je nach Gesellschaftstypus "wird der arbeitende Mensch gezwungen nicht für die Gemeinschaft, sondern für den Eigentümer jenen Teil des von ihm produzierten Mehrproduktes abzugeben, den er nicht unmittelbar zur 'Reproduktion seiner Arbeitskraft' braucht" (144).


Frage:
Welche Gesellschaftsformationen unterscheidet Marx und was ist das grundlegende Unterscheidungskriterium?
Antwort:
Hauptunterscheidungskriterium für 'Gesellschaftsformationen' ist die Form der Aneignung des Mehrwertes also das Kriterium der Verfügung über das Mehrprodukt. Marx kommt so zu einer soziologischen Strukturanalyse der Gesellschaftstypen.
Marx unterscheidet: (1) Urwüchsige Gesellschaften, (2) Sklavenhaltergesellschaften, (3) Feudalismus, (4) Kapitalismus, (5) Sozialismus, (6) Kommunismus.
Zu den Gesellschaftsformationen jeweils einige Stichworte:
ad 1) Gemeineigentum an Produktionsbedingungen, Produktion für persönlichen Gebrauch, Tausch innerhalb der Gemeinschaft, Autorität des Ältesten, eigentumslose Gleichheit, keine politische Gewalt (146).
ad 2) Zunehmende Arbeitsteilung, zunehmende soziale Ungleichheit, Herausbildung von Eigentumsformen, Ausdehnung des Tauschverkehrs, Sklaven als Arbeitskräfte, neuartige Gruppenbildungen, Kleingruppenkoordination, Privateigentum an Boden und Personen, Oberschicht, Königshäuser (146).
ad 3) Lehnswesen, selbstwirschaftende Bauern, intensivere Bodenbearbeitung, weitere Arbeitsspezialisierung, Märkte, Erschließung neuer Verkehrswege, intensivere Ausnutzung der Arbeitskräfte für individuelle Zwecke somit Intensivierung der Aneignung von Mehrarbeit, Verbreitung der Geldwirtschaft (146).
ad 4) Arbeitszerlegung, Weltmarkt, Herrschaft der ökonomisch stärksten Klasse, Staat = Werkzeug dieser Klasse, Ideologie des Liberalismus, schonungslose nackte Ausbeutung, Verelendung, Entfremdung, Entstehung von Industrieproletariat, Hauptcharakteristikum: Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel, Akkumulation von Mehrwert, Rechenhaftigkeit des Denkens (148).
ad 5) Übergangsphase, Konzentration der Produktionsmittel (in Städten), Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, Automatisierung, staatliches kollektiv verwaltetes Eigentum, kollektive Entscheidung über Einsatz der Produktivkräfte, Gewinn für Kollektiv, Planwirtschaft (156).
ad 6) Verwirklichung eines hohen Grades an Gleichheit und Freiheit, Abbau der öffentlichen Gewalt (Absterben des Staates), Aufhebung der Klassengegensätze, Ersetzung des Leistungsprinzipes durch das Bedürfnisprinzip, Synthese zwischen Natur (= 'Reich der Notwendigkeit') und Gesellschaft (= 'Reich der Freiheit'), 'Auferstehung' der menschlichen Gattung (158).


Frage:
Was versteht Marx unter dem allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation?
Antwort:
"Im Verhältnis zum Konzentrationsgrad des Kapitals nimmt die Verelendung, d. h. das Herabsinken immer größerer Bevölkerungsschichten auf das Existenzminimum zu". Dieses Gesetz "bedeutet, daß durch die zunehmende Kapitalisierung der Wirtschaft die Zahl der kleineren und mittleren Eigentümer verschwindet, und daß diese Akkumulation letztlich die allgemeine Eigentumslosigkeit produziert". Die Eigentumslosen und Unselbstständigen verlieren faktisch ihre Freiheit und stellen eine 'industrielle Reservearmee' welche alle Bedingungen annehmen muß die ihnen von den Kapitalisten aufgezwungen werden (155).
Kapitalisten sind in ihrem eigenen Überlebensinteresse gezwungen sich nach den Regeln des Systems zu halten, also an Kapitalakkumulation und Profitmaximierung (156).
"Die Akkumulation des Kapitals reproduziert das Kapitalverhältnis auf erweiterter Stufenleiter, mehr Kapitalisten oder größere Kapitalisten auf diesem Pol, mehr Lohnarbeiter auf jenem ... (die) Akkumulation des Kapitals ist also Vermehrung des Proletariats" (155).


Frage:
Wie sieht Max Weber die Kapitalakkumulation in der kapitalistischen Entwicklung und wie unterscheidet sich seine Sichtweise von der von Marx?
Antwort:
Auch Weber sieht die Kapitalakkumulation als typisches Merkmal der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Angehäufter Reichtum wird nicht der Konsumtion sondern der Erzeugung von Mehrwert zugeführt. "Die Kapitalrechnung ... kennt keine Orientierung am 'Grenznutzen' sondern an der Rentabilität ... (sie) setzt daher den Kampf des Menschen mit dem Menschen voraus" (150). Weber sieht allerdings im Gegensatz zu Marx eher positive Momente im 'rationalen Wirtschaften'. Seine Kategorie des 'rationalen Wirtschaftens' hebt vor allem den Aspekt der individuellen Planung als typisches Element zweckrationalen Handelns hervor. Kiss wendet aber ein daß es bei der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen darauf ankommt, welche Gruppen in der Lage sind ihre Interessen geltend zu machen (150/151). Weber sagt ja auch in seiner Definition des rationalen Tauschs, daß dieser nur möglich ist, wenn entweder beide Teile Vorteile finden oder wenn für einen Teil eine durch ökonomische Macht oder Not bedingte Zwangslage vorliege (151). Der Interessenausgleich, der bei Weber als rationales Wirtschaften bezeichnet wird ist horizontal gedacht, während Marx eine vertikale Abhängigkeitsstruktur im kapitalistischen System sieht (153/154).

Frage:
Was bedeutet qualitative Arbeitsteilung?
Antwort:
Nicht nur die Scheidung des Produzenten von den Produktionsmitteln auch die Scheidung der 'geistigen Potenzen des Produktionsprozesses' von der Handarbeit führt zu einer Aufspaltung der Gesellschaft. Letztere führt zu einer Aufteilung in Hand- und Kopfarbeiter Dieser Prozeß ist ein auf Profitinteresse angelegtes Prinzip der Wahrung von Unter- und Überordnungsverhältnissen zur Verwertung des Wissens und der Wissenschaft für die Interessen des Kapitals (156).


Frage:
Was sind die vier Kriterien des Klassenbegriffs bei Marx?
Antwort:
(1) Das Verhältnis einer ges. Gruppe zu den Produktionsmitteln. (2) Der Konzentrationsgrad (Konzentration des Kapitals als auch Konzentration der arbeitenden Massen). (3) Die Organisation der Masse (Organisierung der Klasseninteressen). (4) Intensivierung der Interessendurchsetzung (Bildung von Kampforganisationen), Klassenkampf (165).


Frage:
Zu welchen Entwicklungen kann es nach der Klassentheorie von Marx kommen?
Antwort:
Die Klassentheorie bezieht sich nicht nur auf die Analyse der ökonomischen Verhältnisse im Kapitalismus, sondern auch auf die Art der Herrschaftsausübung, auf Unter- und Überordnungsprozesse und auf die Formen und Mittel der Herrschaft selbst. Macht und Herrschaft sind unter kapitalistischen Bedingungen auf das Eigentum an Produktionsmitteln, also auf den Kapitalbesitz rückführbar (164). Die Klassenzugehörigkeit wird durch die Stellung der Menschen zum Eigentum an den Produktionsmitteln bestimmt. Die jeweilige Klassenlage prägt die Interessen, Lebenserwartungen und Weltanschauungen der Menschen und bildet deren jeweiliges Klassenbewußtsein. Die Besitzlosen haben eine gemeinsame Klassenlage aber erst durch den Prozeß der Interessenorganisation wird es ihnen möglich ein gemeinsames Klassenbewußtsein zu entfalten. Dieses Klassenbewußtsein ist ein Bewußtsein der Interessensolidarität und durch dieses wird die 'Klasse an sich' zu einer 'Klasse für sich' (Kampforganisation). Die sozialistische Revolution ist dann die Endphase eines Entwicklungsprozesses der vor allem "durch die volle Entfaltung der organisatorischen Formen der Arbeiterklasse bei zunehmender Verelendung gekennzeichnet ist" (170). Durch die Revolution bringt die Arbeiterklasse die Produktionsmittel unter ihre Kontrolle und sichert damit die Eigentumslosigkeit bzw. die Gleichheit der Eigentumslosigkeit (184).


Frage:
Was ist unter der 'Entfunktionalisierung der Kapitalisten' zu verstehen?
Antwort:
Für Marx ist die Umwandlung von kapitalistischem Eigentum in gesellschaftliches Eigentum ein historisch notwendiger Prozeß. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Funktionstrennung von privater Produktion und gesellschaftlicher Kontrolle. Durch Bildung sollen Mitglieder der Arbeiterklasse wichtige Leitungsfunktionen in der Wirtschaft, Verwaltung und im Bildungsbereich übernehmen um die technisch-fachlichen Voraussetzungen für die Machtübernahme der Arbeiterklasse zu schaffen (169/170). "Die sozialistische Revolution bestände demnach aus einem Staatsstreich, der die schon latent vorhandene Reife des sozialistischen Zustandes von seinen letzten Fesseln befreit" (170).

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WORT UND WISSEN WT-02

Kleines Wörterbuch philosophischer, erkenntnistheoretischer und wissenschaftstheoretischer Begriffe.

Abbildtheorie (auch Widerspiegelungstheorie): Lehre, wonach die Erkenntnis eine Abbildung oder Widerspiegelung der objektiven Realität im menschlichen Bewußtsein ist. (Im Dialektischen Materialismus Kernstück der Erkenntnistheorie; vgl. dazu vor allem Lenin: "Materialismus und Empiriokritizismus").

Ableitung: Unter einer Ableitung mit gegebenen Prämissen ist eine Folge von Satzformeln zu verstehen, die mit den Prämissen beginnt und dann schrittweise weitere Satzformeln anfügt, die von vorangegangenen Formeln L(ogisch)-impliziert werden. (Aus gegebenen Annahmen = "Prämissen", deduktiv ein Ergebnis, genannt: "Schlußsatz" = "Schlußformel" = "Konklusion" herleiten).

Abstraktion: Wegnehmen, Absondern, Absehen von Besonderem und Unwesentlichem, um das Allgemeine und Wesentliche in seiner Reinheit zu gewinnen. Es werden widerspruchsfreie Definitionen, die unmittelbar angewendet werden können gebraucht. Operationalisierbare Begriffe. Wissenschaftliche Begriffe abstrahieren. Reduktion auf Konstruktion. Ein Merkmalkomplex wird erfaßt, Unwichtiges fällt weg. Beispiel: Sandsieben im Sandkasten. Der Begriff filtert das Wichtigste heraus. Was im Sieb liegt ist etwas aus der Natur künstlich Geschaffenes. Die klassifikatorische Abstraktion und Begriffsbildung erfordert, daß von bestimmten Eigenschaften des Gegenstandes der Beobachtung abgesehen wird. In die begriffliche Abstraktion geht nur ein Merkmal oder ein Komplex von Merkmaoen ein, wie ihn dieser Gegenstand mit anderen nur in dieser Hinsicht ähnlichen oder gleichartigen Beobachtungsgegenständen gemeinsam hat. aus Martin Irne: Sozialpsychologie.

Analogie: 1) Entsprechung, Übereinstimmung in mehreren Merkmalen. 2) Ähnlichkeit bzw. Gleichheit zweier Verhältnisse = la proportio (Proportionalität). 3) Die Benutzung der Ähnlichkeit in der Wirklichkeit als Prinzip und Quelle der Erkenntnis (z.B. das Schließen von Ähnlichkeit auf Zusammenhänge).

Analogieschlüsse: Schließen von der Übereinstimmung einiger Merkmale auf die Übereinstimmung weiterer Merkmale (=Schluß vom Besonderen auf das Besondere auf Grund von Ähnlichkeiten der Gegenstände) - lediglich Wahrscheinlichkeitsschlüsse.

Analyse: Auflösung, Zergliederung sowohl eines gedachten Gebildes (z.B. eines Begriffes), wie eines realen Ganzen in seine Momente, aus denen es sich aufbaut. Zurückgehen vom Konkreten, Gegebenen, auf Elemente oder Prinzipien.

Anarchie (Anarchismus): 1) Die Lehre von der Gesellschaft, in der jede Autorität, besonders die staatliche, verneint und die totale Autonomie und Freiheit der Menschen angestrebt wird. Die Gesellschafts- und Sozialordnung soll durch den freiwilligen Zusammenschluß zustandekommen. 2) Im populären (Miß) verständnis: Planlosigkeit, Chaos, Unordnung, Gesetzlosigkeit, Kampf aller gegen alle.

Antinomie: Selbstwiderspruch. Widerspruch zwischen zwei (scheinbar-gültigen) Behauptungen = scheinbarer Widerspruch zwischen zwei bewiesenen Sätzen oder Widerspruch zwischen zwei scheinbar bewiesenen Sätzen.

Antithese: 1) Entgegensetzung, Gegenthese, Gegensatz. 2) In der Hegelschen Dialektik ist die Antithese die zweite Stufe der dialektischen Triade (These, Antithese, Synthese), die dialektische Negation der These.

Aporie: Ausweglosigkeit im Denken. Eine Aporie liegt vor, wenn in einem Gedankengang Widersprüche auftreten, die im Wesen der Sache selbst oder in den zur Klärung gebrauchten Begriffen liegen.

A priori (Erkenntnis a priori): Eine von der Erfahrung unabhängige, ihr zwar nicht zeitlich aber logisch vorgängige Erkenntnis; auch: etwas aus seiner bloßen Möglichkeit erkennen. (Kant: Anschauungsformen und Denkkategorien: Bedingungen der Möglichkeit des Erkennens überhaupt).

A posteriori: Aus oder durch Erfahrung (Kant: "Erkenntnisse heissen 'empirische', die ihre Quellen 'posteriori', nämlich in der Erfahrung haben"). (Kant: "Alles was geschieht, geschieht aus dem Grund weswegen es geschieht").

Aussage: Urteil bzw. sprachschriftlicher Ausdruck eines Urteils. Beispiel: fremdsprachliche Sätze, die alle dasselbe sagen. ("Der Schnee ist weiß" ="Snow is white").

Außenwelt: Inbegriff der außerhalb des Bewußtseins (bzw. des Erkenntnissubjekts) und unabhängig von ihm objektiv in Raum und Zeit existierende Wirklichkeit.

Axiom: 1) Jede (alte) unmittelbare, durch sich selbst gewisse Erkenntnis - eines Beweises weder fähig noch bedürftig 2) jede "ewige" Wahrheit 3) jeder synthetische Grundsatz a priori, sofern er unmittelbar gewiß ist 4) jede Norm, die unter der Voraussetzung gelten soll, daß das Denken den Zweck, gut zu sein, das Fühlen den Zweck, Schönheit zu erfassen, in allgemein anzuerkennender weise erfüllen will 5) die allgemeinen Sätze,die bei der Begründung vorausgesetzt werden müssen; die nicht abzuleitenden Postulate (nicht einleuchtend, nicht logisch notwendig) 6) Sätze, die auf unmittelbarer Anschauung beruhen; denknotwendig = Prinzipien. Allgemein auf Grund psychischer Motive vorausgesetzt = Postulate 7) Sätze innerhalb einer Wissenschaft, welche als die implizite Definition der explizit nicht definierten Symbole derselben aufzufassen sind (moderner Axiombegriff).

Axiomatisierung: Unter "Axiomatisierung einer Theorie" versteht man ihre Darstellung in der Weise, daß gewisse Sätze dieser Theorie, die "Axiome", an den Anfang gestellt, und weitere Sätze durch logische Deduktion aus ihnen abgeleitet werden. (Die Axiome müssen so ausgewählt werden, daß alle übrigen Sätze der Theorie, die Theoreme, aus ihnen ableitbar sind).

Axiomensystem: (Descartes, Spinozza, Leibniz) Die Klasse der Axiome: traditionelle Auffassung (Euklid): es wird verlangt, daß die Axiome evident sind, d.h. jedem ohne weiteres einleuchtenden und daher keines Beweises bedürfen ( = daher die Bedeutung von "Axiom" in der Umgangssprache). Nach der modernen Auffassung wird dies nicht verlangt: Beliebige Sätze können als Axiome genommen werden. (= "Axiom" auf Grund der Stellung des Satzes im jeweiligen System).

Begriff: Sprachgebrauch eines Ausdrucks 1) a) Bedeutung eines Wortes bzw. b) die Menge seiner Verwendungsregeln oder Anwendungskriterien 2)gedankliche Widerspiegelung von Dingen, Eigenschaften, Relationen usw. 3) Ein Gegenstand hat Eigenschaften via ein Begriff hat Merkmale.

Begriffsumfang: Alle Gegenstände bzw. Objekte, die unter einen bestimmten sprachlichen Ausdruch fallen (gehören).

Begriffsinhalt: Die Merkmale der Bedeutung des Ausdrucks bzw. die Eigenschaften der Objekte, die in den Begriffsumfang fallen.

Behauptung: Nicht das, was man im Alltag meint, wenn man sagt: "Das ist eine Behauptung"(soz. "bloße" Behauptung). Sondern: Aussage über einen Sachverhalt bzw. dessen Nichtvorhandensein bzw. Leugnung eines behaupteten Sachverhaltes.

Beschreibung: Eine Aussage über die Existenz eines Gegenstandes bzw. über die Eigenschaften, durch die der Gegenstand als der, der er ist, kenntlich gemacht werden soll.
Beweis: 1) Logisches Verfahren, das dazu dient, die Gültigkeit eines Satzes durch dessen Ableitung aus anderen, (als gültig anerkannten) Sätzen darzutun: Beweisverfahren ist Umkehrung des Schlußverfahrens, dem hier der Schlußsatz als Behauptung (Beweissatz, Thesis) vorweggenommen und auf die entsprechdenden Grundurteile (Beweisgründe, Argumente, den Prämissen des Schlusses entsprechend) zurückgeführt ist. 2) Ableitung eines Satzes aus anderen Sätzen: manchmal: Ableitung seiner Wahrheit aus der Wahrheit anderer Sätze; oder allgemeine Begründung eines Urteils, insbesondere die durch syllogistische Ableitungen eines Urteils aus anderen erfolgte Begründung. Man unterscheidet "nicht begründet" von "unbegründbar" also nicht begründet ist nicht mit unbegründet gleichzusetzen. Letzt-, Selbstbegründung: Begründung kann nicht mehr auf einen früheren Sachverhalt zurückgeführt werden.

Designat: Gegenstände, Eigenschaften, Sachverhalte und dergleichen, die der Sprecher mit den geäußerten Ausdrücken bezeichnen möchte.

Definition, explizite: Form "A = B und C" oder "A = B oder C": links vom Gleichheitszeichen steht das Definiens, rechts davon das Definiendum.
Definition, persuasive: Beispiel: "Recht ist das, was der Staat befiehlt" = scheint die deskriptive Bedeutung eines Ausdruckes zu erklären, empfiehlt in Wirklichkeit aber einen bestimmten Sachverhalt, der Billigung oder Mißbilligung des Zuhörers. Ist also eine Aufforderung.

Determinismus: 1) Das Bestimmt- und Bedingtsein durch Ursachen (bzw. Gesetze), besonders die Behauptung der ursächlichen Bestimmtheit der Willenshandlungen im Gegensatz zur Annahme der Willensfreiheit zum Indeterminismus. 2) Lehre vom allgemeinen kausalen Zusammenhang und von der allgemeinen wechselseitigen Bedingtheit aller Erscheinungen auf der Grundlage objektiv real wirkender Gesetze. 3) Philosophische Weltauffassung, derzufolge das gesamte Weltgeschehen durch Ursachen bzw. Naturgesetze eindeutig festgelegt zu denken ist, da jedes "zufällige" Ereignis prinzipiell unbegreiflich bliebe. 4) Die Lehre, daß jede Tatsache/jedes Ereignis im Universum völlig bestimmt ist durch Gesetze/Gesetzmäßigkeiten.

Dialektik: 1) Kunst der Unterredung 2) Methode des indirekten Beweises (Zenon: "Achilles und die Schildkröte", "Fliegender Pfeil", etc.) 3) Kunst zu diskutieren und durch Scheinbeweise zu glänzen (Sophisten). 4) Metaphysik: Methode bei Platon 5) Logik des Wahrscheinlichen (Aristoteles) 6) Logik überhaupt (Stoiker) 7) Begriff für die Gesamtheit aller natürlichen und doch trügerischen Schlüsse (Kant) 8) Hegel: "die eigene wahrhafte Natur der Verstandesbedingungen, der Dinge und des Endlichen überhaupt" - "Natur des Denkens selbst". 9) Wissenschaft von den allgemeinen Entwicklungsgesetzen in der Natur, in der menschlichen Gesellschaft und im Denken (Marxismus) 10) Stalins Zusammenfassung: 4 Punkte: a) Alle Phänomene sind miteinander verbunden b) alle Phänomen befinden sich in der Entwicklung c) diese Entwicklung geht in dialektischen Sprüngen vor sich (Umschläge in neue Qualitäten) d) diese Dialektik wird vom "Kampf der Gegensätze" angetrieben. 11) objektive Dialektik: Untersuchung der Naturgesetze 12) subjektive Dialektik: Untersuchung der Denkgesetze 13) als Methode: die systematische und bewußte Anwendung der Gesetze und Prinzipien der Dialektik zur praktischen und theoretischen Aneignung der materiellen Welt.

Dichotomie: Zweiteilig, zweiteilige Gliederung. Eines schließt das andere aus.

Dimension: Ausmessung, Ausdehnungsrichtung (Linie, Fläche haben Dimension) /Raum, Zeit/.

Diskursiv: Von Urteil zu Urteil fortschreitend; Gegensatz: Intuitiv

Dogmatismus: 1) Das Berufen auf Dogmen 2) das unkritische Festhalten an unbewiesenen oder veralteten Anschauungen und Lehrsätzen 3) die Berufung auf unbeweisbare Sätze (Aussagen, Behauptungen) 4) die unkritische Voraussetzung einer möglichen Erkenntnis der Dinge an sich) 5) das Verfahren, aus vorausgesetzten Grundsätzen streng methodische Sätze abzuleiten.

Eindeutig: Einem Wort kommt im Sprachgebrauch eine und nur eine Bedeutung bzw. ein einheitlicher "Satz" von Verwendungsregeln zu (univok.).

Ein-mehrdeutig: Einem Wort sind mehrere Bedeutungen zugeordnet bzw. mehrere "Sätze" von Verwendungsregeln. (äquivok, homonym, analog).

Erfahrung: 1) Sinneserfahrung bzw. äußere Erfahrung/Wahrnehmung 2) innere Erfahrung bzw. Introspektion.Bsp.:"ich sehe etwas rotes" via "ich bin ein rot-sehender".

Erklärung: Der Versuch, neu entdeckte Tatsachen auf bereits bekannte zurückzuführen bzw. unter allgemeine Gesetze zu bringen. Unterordnung einer Erscheinung unter einen Satz, der mehrere Erscheinungen zusammenfaßt. Zurückführung von etwas auf Einleuchtendes im Unterschied zu einer Beschreibung desselben als Feststellung seines Seins oder Soseins.

Erklärungsschema: Erklärung (bzw. Satz, der das zu Erklärende beschreibt) - und Prognose - müssen ableitbar sein aus den Antecedensbedingungen ( = Anfangs - und Randbedingungen und genereller Aussage - Hypothese, Gesetz, Theorie).

Evidenz: eine Aussage (ein Urteil) ist dann evident, wenn die Wahrheit aus den verwendeten Begriffen heraus einleuchtet bzw. wenn weder ein deduktiver Beweis noch eine induktive Verallgemeinerung notwendig ist zu seiner Bejahung.

Experiment: 1) Beobachtung 2) Das Verfahren, bei dem man systematisch auf Grund bestimmter Voraussetzungen das zu Erlernende dadurch zu erkennen sucht, daß man es unter künstlich hergestellten Umständen beobachtet, es zu isolieren und durch Variationen seiner Umstände seine notwendigen und hinreichenden Bedingungen zu erkennen versucht. 3) Frage an die Natur 4) Versuch, Erfahrungsbeweis 5) die planmäßige, grundsätzlich wiederholbare Beobachtung von Vorgängen unter künstlich hergestellten, möglichst veränderlichen Bedingungen.

Satz, Sätze, logische: 1) Analytischer Satz, l wahrer Satz, unter allen Bedingungen wahr 2) Kontradiktorischer Satz, l ist falsch.

Satz, Sätze, faktische: Faktisch wahrer Satz ist empirischer Satz,dem wir den Wahrheitswert "wahr" zuordnen (auf Grund von Erfahrungen/Wahrnehmungen) Faktisch falsch, wenn keine Erfahrung da. Empirische Sätze müssen sich als falsch erweisen können, also falsifizierbar sein.

Experimentum crucis: Experiment, das dazu dient, eine von zwei miteinander unvereinbaren Theorien zu eliminieren (z.B.: Eddington- Einstein, Relativitätstheorie).

Fehler, logischer: (z.B. Zirkel); Fehler, der ruinös ist. Wahrheit ist dann im allgemeinen unmöglich. Eine Argumentation, die logische Fehler enthält, kann nur zufällig, z.B. bei Fehleraufhebung, zu Erkenntnissen führen.

Fiktion: 1) zweckmäßige, aber wissentlich irrige Annahme. 2) Erdichtung, erdachtes Gebilde, der Wirklichkeit nicht entsprechende Annahme. 3) Annahme, die als denk- und lebensnotwendig gilt, obgleich sie der Wirklichkeit nicht entspricht.

Formal: durch die Form ohne Rücksicht auf den Inhalt bestimmt.

Formalisierung: Die Sprache L'(z.B.) kann formalisiert werden, d.h. es kann ein syntaktisches System mit expliziten Regeln für L' aufgestellt werden: die inhaltliche Bedeutung der einzelnen Ausdrücke wird nicht berücksichtigt.

Formalisiertes System: ein axiomatisches System, dessen Regeln ausschließlich die graphische Form der Ausdrücke berücksichtigt und dessen Axiome und Regeln sämtlichst ausdrücklich formuliert sind = Kalkül.

Funktionalisierung: 1) Verwandlung in eine Funktion 2) Verselbständigung von Vollzügen, Verhaltensweisen etc., so daß sie von selbst funktionieren.

Funktion: 1) Wirkung 2) Aufgabe 3) Einheit der Handlung, verschiedene Vorstellungen unter einer gemeinschaftlichen zu ordnen. 4) physiologisch: Betätigungsweise, Leistung eines Organs 5) philosophisch-logisch: Abhängigkeitsverhältnis,in dem die Veränderung eines Faktors die Veränderung des anderen Faktors zur Folge hat, ohne daß ein Kausalverhältnis vorliegt. 6) gesetzmäßige Beziehung zwischen zwei Reihen 7) mathematische Formel: Y = f (x), d.h. Y ist eine Funktion von x.

Ganzheit: 1) die Vollständigkeit, Totalität, Unversehrtheit und Eigengesetzlichkeit einer Sache. 2) Begriff, um damit die Dinge in ihrem ursprünglich- unversehrten Zusammenhang und ihrer Struktur zu betrachten und um auf diese Weise der Tatsache gerecht zu werden, daß eine Aufweisung der Eigenschaften der Einzelteile niemals Gesamtbestand bzw. Gesamtwirkung einer Sache erklären könne, denn das Einzelne, der "Teil" ist nur aus dem Ganzen heraus zu verstehen, das Ganze aber ist, wie bereits Aristoteles lehrte, mehr als die Summe seiner Teile. Das Ganze ist nicht aus Teilen "zusammengesetzt", es werden nur Teile an ihm unterschieden, in derem jeden das Ganze ist und wirkt (Organismus).

Gegensatz: 1) allgemein: Satz, der einem anderen entgegengesetzt ist und von diesem auf diese oder jene Weise ausgeschlossen wird (manchmal gleichbedeutend für "Widerspruch"). 2) Verhältnis zweier einander gegenüberstehender und sich wechselseitig ausschließender und negierender objektiver Sachverhalte (realer Gegensatz) oder Begriffe, Aussagen usw. (logischer Gegensatz).

Gehalt: Die Klasse der möglichen Fälle, in denen der Satz nicht gilt, also derer, die nicht zu seinem Spielraum gehören. Ein Satz besagt dadurch etwas über die Welt, daß er bestimmte Fälle, die an sich möglich wären, ausschließt, d.h uns mitteilt, daß die Wirklichkeit nicht zu den ausgeschlossenen Fällen gehört.(Je mehr ein Satz ausschließt, umso mehr besagt er). Bei jeder Deduktion ist der Spielraum entweder vergrößert oder er bleibt gleich. Daher ist der Gehalt entweder verkleinert oder er bleibt gleich. Durch ein rein logisches Verfahren kann niemals Gehalt gewonnen werden. Um faktisches Erkennen zu gewinnen, ist daher stets ein nicht-logisches Verfahren notwendig (Beobachtung).

Gestalt: anschaulich räumliche Form wahrnehmbarer Gegenstände; übertragen auch von psychischen und historisch kulturellen Gebilden gebraucht: Gebilde, deren Teile vom Ganzen her bestimmt sind, bei denen alle Teile sich gegenseitig tragen und bestimmten; Gebilde, deren wesentliche Eigenschaften nicht durch die Summierung der Eigenschaften ihrer Teile zu erfassen sind, da außer diesen auch noch ihre Gestaltqualtitäten mitsprechen, wie etwa bei der akkustischen Gestalt einer Melodie, außerdem aber auch ihre Komplexqualitäten (Gefühl). Die Seele ist ihrem Wesen nach auf Gestaltung schlechthin angelegt. Hochentwickelte Strukturen des Bewußtseins tendieren nach Geschlossenheit. Einheitlichkeit, Einfachheit, Regelmäßigkeit etc

Gesetz: a) ein allgemeiner Satz, aus dem etwas mit Notwendigkeit ableitbar ist (Dubislav) b)jede Behauptung, welche gilt, wenn ihre Voraussetzungen gelten (Simmel) c) Feststellung konstanter Beziehungen bei Geltung bestimmter Voraussetzungen (Dubislav) d) jedes Axiom einer Wissenschaft e) regelmäßiger Zusammenhang logisch selbständiger Tatsachen, durch Gesetz bezeichnet. Zuammenhang muß direkt oder indirekt auf ein kausales oder logisches Verhältnis hinweisen. Jedem Gesetz muß ein heuristischer Wert für die Subsumtion neuer Tatsachen zukommen. Gesetz soll nicht bloß zusammenfassen, was tatsächlich gegeben ist, sondern es soll auch die entsprechende Zusammenfassung künftig zu beobachtender Tatsachen ermöglichen (Wundt). f) Gesetz 1. und 2. Stufe: Gesetz 1. Stufe: liegt vor, wo behauptet wird, daß auf alle Fälle (Ereignisse) der Art A unter gleichen Bedingungen immer Fälle (Ereignisse) der Art B folgen. Gesetz 2. Stufe: Sätze, die die Korrespondenz stetiger Änderungen in mehreren Ereignisfolgen behaupten d.h. sie sprechen immer eine stetige Ordnung von Gesetzen 1.Stufe aus; Gesetze 2.Stufe erlauben auch Voraussagen über Ereignisarten abzuleiten,die noch nicht beobachtet oder zur Gewinnung von Gesetzen noch nicht benützt wurden (Johus). g) Eine Beziehungs-Notwendigkeit, die einem Seienden nur bestimmte Möglichkeiten läßt, so zu sein oder so zu geschehen. Ein Gesetz kann sein: 1. ein Seins-Gesetz: seine Notwendigkeit liegt darin, daß das Seiende in seinen Beziehungen nicht nur in sich bezogen, sondern in sich bedingt ist. Sonderfall: Denk-Gesetze. 2) Sollens-Gesetz: Erweichter Gesetzesbegriff: Statistisches Gesetz = Gesetz der großen Zahl (Neuhäusler). h) Prinzipien der Notwendigkeit dessen, was zum Dasein eines Dinges gehört (Kant). i) Naturgesetz: drückt den Begriff der Notwendigkeit gleicher Tatbestände und Abläufe unter gleichen Bedingungen aus. Es kann unmittelbarer Erfahrung entstammen (Keplersche Gesetze) oder der Erklärung dienen (Newtonsches Gesetz) (Hoffmeister). j) Regeln für die Abfolge von Erscheinungen k) Bezeichnung für das, was notwendig ist oder notwendig geschieht (Prinzip der Notwendigkeit) bzw. sein soll oder geschehen soll (Metzke). l) Naturnotwendiges Müssen, welches das der Freiheit entzogenen Wirken regelt (Brugger).

Gesetzes(aussage): Aussage von der Form (x) (Px --> Qx). Aussage über eine Gleichförmigkeit des Geschehens; entweder eine Folge von Ereignissen oder die Koexistenz von Eigenschaften oder ein Korrelat von simultanen (gleichzeitigen) Ereignissen. Jedes Axiom der Naturwissenschaften = Naturgesetz. Jede Behauptung, die gilt, wenn ihre Voraussetzungen gelten. Doppelsinnig: Naturgesetz und Norm: fundamentaler Unterschied im Naturgesetz wird Allgemeingültigkeit einer empirischen Bezeichnung ausgesprochen, auf Grund des Regelmäßigkeits-Gleichförmigkeits-Postulats. a) deskriptiv: es wird festgestellt, was unter bestimmten Bedingungen geschieht. b) normativ: es wird festgestellt, was geschehen soll. 1) Einzelbeobachtung 2) induktive Verallgemeinerung 3) Gesetze

Hermeneutik: Vom griechischen hermeneutike (techne), "Kunst der Auslegung", Verdolmetschungskunst, Erklärungskunst. 1) Auslegen von sprachlichen Ausdrücken 2) Auslegen von anderen Symbolen 3) Auslegen und Interpretation von Geschehen.

Hypothese: 1) vorläufige, versuchsweise Annahme zum Zwecke des leichteren Verständnisses von Tatsachen, die sich aber noch dem Nachweis entzieht. 2) Ein weder bewiesener noch nachgewiesener Satz aus dem für wahr gehaltene Sätze nachgewiesen oder bewiesen werden können. 3) Voraussetzung einer noch unbekannten Ursache des nach der Erfahrung Vorhandenen. 4) Jede Aussage über die Realität (Begründen sich auf Wahrnehmungen, sind Sinnestäuschungen unterworfen. Sicherheitsgrad einer Hypothese: Hypothese --> Theorie --> Gesetz, hier wird dier Sicherheitsgrad größer (vertikaler Pfeil nach unten). Umfassenheit, Gültigkeitsbereich, scope einer Hypothese: Hypothese --> Gesetz --> Theorie, der Gültigkeitsbereich wird hier größer.

Hypothetisch-deduktive Methode: Eine wissenschaftliche Methode, die folgende Schritte einschließt: 1) Formulierung einer Hypothese, die durch beobachtete Fakten nahe gelegt wird 2) Deduktion von Konsequenzen aus der Hypothese. 3) Testen (Überprüfen) der Konsequenzen. 4) Bewertung der Hypothese auf Grund der Testresultate.- P1 + P2 --> Explanandum (Erklärungssatz) bzw. Hypothese/Gesetz + Anfangs- u. Randbedingungen --> Prognose.

Idealismus: 1) metaphysisch: die Anschauung, daß alles wahrhaft Wirkliche nur ideelen-geistigen Wesens sei. 2) erkenntnistheoretisch: die Lehre, daß die Erkenntnis sich nicht auf transzendente Dinge bezieht, sondern vom erkennenden Subjekt bedingt innerhalb der Denkinhalte bleibt. Der subjektive Idealismus betrachtet das Individuum als das erkennende Subjekt und erklärt alle Erkenntnis für subjektiv. Kants transzendentaler (formaler, kritischer) Idealismus sieht in Raum und Zeit nur sinnliche Formen unserer Anschauung, nicht aber Bestimmungen der Objekte als Dinge an sich, sodaß wir alle Erscheinungen als bloße Vorstellungen, nicht als Dinge an sich ansehen müssen. Dieser transzendentale Idealismus ist zugleich empirischer Realismus, denn er erkennt an, daß unseren äußeren Anschauungen etwas Wirkliches im Raum entspricht. 3) die Überzeugung vom überragenden Wert des Sittlichen.

Ideologie: 1) Lehre von den Ideen; 2) Bezeichnung für mehr oder weniger bewußte Verhüllung und Verschleierung einer Realität, eines Interesses, einer Tendenz, deren wahre Kenntnis unerwünscht erscheint, durch bestimmte Ideen und Gedanken; 3) als Wissenschaft verkleideter Ausdruck von Klasseninteressen; 4) gesamte Ideenwelt und Bewußtseinsstruktur eines Zeitalters, eines Gesellschaftsganzen, verstanden als Funktion bzw. Produkt oder ideeller Überbau von wirtschaftlich-sozialen Verhältnissen; 5) wirklichkeitsferne Theorie; 6) philosophische Lehre, die aus der Erkenntnis der Naturwissenschaften (vor allem Physiologie) und Psychologie eines Systems der Ethik und des Staates abzuleiten sucht.

Implizieren: darin enthalten sein; dem Sinne nach mitgemeint sein.

Interpretation: 1) Auslegung, Erklärung, Deutung z.B. eines Textes.- 2) neuere Philosophie: Bezeichnung der Deutung und Auslegung des Seins (Hermeneutik, Heidegger).
Intersubjektive Gültigkeit: eine Aussage ist dann intersubjektiv gültig (oder objektiv gültig), wenn sie auch durch andere Beobachter,die bestimmte Bedingungen erfüllen, kontrolliert werden kann.

Intuition: Einsicht; unmittelbare Anschauung, durch die ein Ganzes in seinem Aufbau mit einem Blick erfaßt wird.

Invarianz: Unveränderlichkeit.

Irrational: durch die Vernunft nicht erfaßbar, nicht erkennbar, unberechenbar.

Isomorphie: Gleichgestaltigkeit, korrelative Gleichförmigkeit in verschiedenen Medien; Strukturgleichheit in Mathematik.

Kalkül: ein System von Zeichen mit dazugehörigen Operationsregeln. (z.B. Schachspiel: Spielfelder und Spielfiguren als Zeichen, Zug- und Schlagregeln = Operationsregeln). Sprache (Wittgenstein).

Kalkül (gedeuteter, interpretierter): liegt dann vor, wenn den Kalkülausdrücken Folgen von Gegenständen aus einem bestimmten Bereich zugeordnet werden, so daß die Kalkülsätze durch jede Folge dieser Gegenstände erfüllt werden.

Kategorie: (kat-agorei = gegen oder von etwas Aussagen machen; prae-dicamenta). 1) Grundformen des Seins selbst,allgemeinste Seinswesen; 2) Grundformen des Denkens, des begrifflichen Erfassens: Aristoteles: Begründer der Kategorienlehre, 10 Kategorien: Subst., Qual., Quantität, Relation, Ort, Lage, Zeit, Verhalten, Tun, Leiden. 3) Reine Verstandesbegriffe (Kant): apriorische transzendentale Bedingungen der Erfahrung- 12 Kategorien: Quantität (Einheit, Vielheit, Allheit), Qualität (Realität, Neg., Limit.) Relation (Subsistenz-Inhärenz-Subst. u. Akzidenz-, Kausalität, Dependance-Wechselwirkung: Ursache- Wirkung; Modalität (Möglichkeit, Unmöglichkeit, Dasein/Nichts, Notwendigkeit-Zufälligkeit)### Hegel: Kategorien als ein System - der dem Gegensatz von Subjektivem und Objektivem - vorausliegenden - Wesensformen der absoluten, die Wirklichkeit durchwaltenden Vernunft. 4) die primitiven Begriffe eines axiomatischen Systems; 5) die allgemeinsten Begriffe, unter die Gegenstände fallen (hier versagt die aristotelische Begriffstechnik); 6) die allgemeinsten, zur Apperzeption dienenden Begriffe; 7) Begriffe allgemein und noch allgemeiner.

Kognitiv: Erkenntnis betreffend (Behauptungssatz), (Erkenntnisleistungen) Wiener Kreis, Weibl, emotiv via emotional, volitiv (Willensentschlüsse betreffend).

Konklusion (Schlußsatz): jener Satz bzw. jenes Urteil, das aus den Prämissen nach den Regeln der Logik gewonnen wird (abgeleitet wird).
Konstruktion: 1) Verfahren, durch logische Entwicklung der Begriffe die Wirklichkeit zu bestimmen. 2) Erzeugung. 3) (von Begriffen): die Darstellung der den Begriffen entsprechenden Gegenständen in der Anschauung.

Kritizismus: der von Kant entwickelte philosophische Standpunkt, der im Gegensatz zum vorgeblichen metaphysischen Wissen des Dogmatismus und zum alles Erkennen in Zweifel ziehenden Skeptizismus durch eine "Kritik der reinen Vernunft" feststellen will, ob und inwieweit eine Vernunfterkenntnis möglich ist.

Logistik: Rechenkunst; das Verfahren, Sätze und ihre Beziehung zueinander durch Zeichen auszudrücken, mit denen wie in der Mathematik nach bestimmten Regeln so gerechnet werden kann, daß sich aus vorgegebenen Satzbeziehungen alle möglichen anderen ableiten lassen.
mehrdeutig: ein bestimmtes Wort hat mehrere Bedeutungen, d. h. es wird in mehreren Bedeutungen verwendet bzw. es bestehen dafür voneinander abweichende Verwendungsregeln.

Materialismus: 1) metaphysisch-ontologisch (Gegenbegriff: Idealismus): Ansicht, daß Materie in letzter Instanz das Primäre, das Bestimmende, das Entscheidende ist. Will alles Seiende, auch Seele, Geist und Bewußtsein, aus der Materie erklären, auf den Stoff zurückführen. Äquivater Materialismus: setzt das Seelische dem Stofflichen gleich. Attributiver Materialismus: erklärt es als Eigenschaft der Nerven. Kausaler Materialismus: als Wirkung, Produkt der Nervenvorgänge. 2) ethisch: Sinnengenuß als höchstes Gut und Egoismus als Moralprinzip.

mehr-eindeutig: mehrere Worte haben die gleiche Bedeutung (synonym).

mehr-mehrdeutig: für jedes Wort im Sprachgebrauch gibt es mehrere Bedeutungen, aber zu dem Wort selbst gibt es auch mehrere gleichbedeutende Wörter.

Meta-Sprache: Sprache, mit deren Hilfe über die Objektsprache gesprochen wird. (z.B. mittels Umgangssprache). bei Tarski (Pole).

Methode: 1) jede Art des Gebrauchs, die man von einem Gegenstand macht, sein Ziel zu erreichen; 2) die Art und Weise, wie ein Objekt, zu dessen Erkenntnis sie anzuwenden ist, vollständig zu erkennen sei; 3) die an notwendige Regeln gebundene Handlungsweise, die wissenschaftliche Arbeitsweise ist methodisch. 4) Art und Weise einer Wissenschaft, über ihren Gegenstand gültige Urteile zu gewinnen; 5) planmäßiges Verfahren einer Wissenschaft.

Modalität: 1) Art des Seins; 2) Kategorie (Kant).

Möglichkeit: 1) Logisch: konsistente Aussage. 2) Empirisch: Aussage, die vereinbar ist mit den Gesetztesaussagen (z.B. mit den Naturgesetzen). 3) Technisch: alles, was getan werden kann, wenn wir über die technischen Mitteln verfügen können.

Motivativ: Frage, Aufforderung, Bitte, -keine Aussagen, nur Sätze

Norm: 1) Richtschnur, die Regel, die angibt, was sein und geschehen soll, der Maßstab der Beurteilung und der Wertung. 2) Regel, die Geltung beansprucht (logische, ethische, ästhetische, juristische, pragmatische, methodologische Normen).

normativ: 1) als Norm geltend, Normen aufstellend 2) normgebend, nach festen Regeln beurteilend und wertend. Es gibt keine normative Wissenschaft, weil Wissenschaft von Tatsachen erzählen will.

Normativismus: die Lehre vom Vorrang des Normativen, das heißt des als Norm Geltenden, des Sollens vor dem Sein, vom Primat der praktischen Vernunft vor der theoretischen.
Notwendigkeit: (Gegenbegriff: Möglichkeit) 1) die zwischen der Voraussetzung eines Beweises und seiner Behauptung als geltend gedachte Beziehung; 2) eine der Kategorien (Kant).
Objekt-Sprache: Sprache, über die gesprochen wird (z.B. über eine wissenschaftliche Kunstsprache).

Ordnung: die klare und übersichtliche Einrichtung irgend eines Wirklichen, bei der menschlichen Existenz insbesonders auch deren sittlich positive Beschaffenheit. Mathematisch die Gruppierung von Größenmannigfaltigkeiten gemäß mathematischen Gesetzlichkeiten. Das überzeugendste Beispiel für Ordnung ist die natürliche Ordnung, wie sie im Organismus (als zweckvolle Einheit einer Mannigfaltigkeit) verwirklicht ist.

Positivismus: die Auffassung oder Lehre, die ausschließlich das als Wissenschaft bzw. als wissenschaftliche Philosophie anerkennt, was vom sogenannten "Positiven" oder "Gegebenen" (den "positiven" Tatsachen, d. h. den wahrnehmbaren Sachverhalten) ausgeht, diese variierende Mannigfaltigkeit von Sinneseindrücken (Empfindungen) ordnet, z.B. durch Anlegung eines raum-zeitlichen Koordinatensystems und sich auf diese Feststellung und gesetzmäßige Verknüpfung beschränkt (= Positivismus im traditionellen Sinne), vor allem aber fordert, daß alle Aussagen über das "Wirkliche" (das Sein, die Welt usw.) prinzipiell überprüfbar ("verifizierbar" bzw. "falsifizierbar" sind (= neuer Positivismus).

Paradox: im allgemeinen Sinn: jeder verwirrende Schluß, der ein tatsächlicher Schluß und aus plausiblen Prämissen abgeleitet ist. in technischer Sprache: (Logik): jede Aussage von deduktiver Form: "wenn p wahr ist, dann ist p falsch und wenn p falsch ist dann ist p wahr" durch reductio ad absurdum: es gelten zugleich und in gleicher Hinsicht p und non-p.

Postulat: Aufforderung oder Empfehlung; lockerer: universale Aussage, die als Prämisse in einer deduktiven Wissenschaft verwendet wird. a) Axiom-Grundsatz b) Forderung c) Prinzip. Kant: ein theoretischer, als solcher aber nicht beweisbarer Satz, insofern er einem a priori geltenden praktischen Gesetz unzertrennlich anhängt.

Pragmatismus: Neubildung von C.S. Peirce (How to make our ideas clear, 1878) aus gr. pragma, 'Handlung' im weiteren Sinn jede Philosophie und Lebensanschaung, in der das Handeln über das Denken gestellt und die Entscheidung über die "Wahrheit" einer Theorie aus ihrer praktischen Auswirkung, ihrem Nutzen für das "Leben" gewonnen wird.

Prämisse: einer der Sätze, bzw. eines der Urteile, das erforderlich ist, um daraus nach logischen Regeln ein neues Urteil, die Konklusio, gewinnen zu können.
Prinzip: eine Aussage, die wahr ist, allein auf Grund der Bedeutung der logischen Konstanten, z.B.: für jede Aussage p gilt, daß wenn p dann p###

Prognose: Voraussagen auf Grund von Wahrscheinlichkeitsurteilen (vgl. "Erklärungsschema"). Allgemeine Randbedingungen + Gesetzmäßigkeit ---> Prognostikandium###

Rationalismus: im Gegensatz zum Empirismus und Sensualismus Standpunkt der Vernunfterkenntnis, der Vernunftbetrachtung. Der erkenntnistheoretische Rationalismus behauptet, daß die Erkenntnis wesentlich auf Denken, Verstand, Vernunft beruht. In der Vernunft sind Begriffe a priori und Sätze a priori gegeben wie Substanz, Kausalität, Substanzgesetz, Kausalgesetz, die eine Erkenntnis der Wirklichkeit geben.

Realismus: die Lehre, daß es eine Wirklichkeit gibt, die unabhängig vom Bewußtsein besteht und als solche erkennbar ist.

Reduktion: 1) Zurückführen, z.B. des Komplexes auf das Einfache, des Konkreten auf die Prinzipien; 2) phänomenologische Reduktion (Ausarbeitung zur Erfassung einer Sache)."something more" (Spekulationismus), "nothing but" (Reduktionismus), "what's what" (*)

Reflexion: 1) philosophisch: das auf sich selbst zurückgewandte Denken (Gegensatz: gegenstandsbezogenes Denken), das Sichzurückbeugen des Bewußtseins auf sich selbst; das Wissen des Wissens, das Bewußtsein des Bewußtseins. 2) Zurücklenkung der Aufmerksamkeit auf die eigene Innerlichkeit, die Selbstwahrnehmung, die innere Erfahrung. 3) Besinnung, Nachdenken über etwas. 4) Vorgang des Sichbrechens und Sichspiegelns am anderen, um zu sich selbst zu kommen.

Relativierung: die Auflösung des an sich Geltenden und Absoluten in nur beziehungsweise Geltendes.

Satz (statement, sentence): oft gleichbedeutend mit "Aussage" verwendet: = "wahrer Satz". = Aussage heißt ein "Satz", welcher etwas von einem anderen bejaht oder verneint. In der Sprachwissenschaft: eine Gruppe von Wörtern, die vom Sprechenden bzw. Schreibenden derart miteinander verbunden sind, daß sie die objektivierte, aussagbare, von anderen wahrnehmbare Form eines oder mehrerer Gedanken bilden. Nicht alle Sätze sind sprach- oder lautschriftlich Ausdruck von Aussagen bzw. Urteilen (Propositionen) sondern nur die sogenannten Behauptungssätze: A ist bzw. ist nicht- ist so, ist nicht so. So sind dann Fragesätze, Befehlssätze, Aufforderungen, der sprachliche Ausdruck von Normen usw. keine Aussagen.

Satz, logisch determinierter, L-Satz: Satz bzw. Aussage, deren Wahrheitswert (d.h. "Wahrheit" bzw. "Falschheit") auf Grund einer logischen Analyse allein entschieden werden kann (Sinnanalyse, Bedeutungsanalyse) - Prädikat, bereits im Subjekt enthalten. 2 Gruppen: L-wahrer Satz: (immer wahr) = analytisch bzw. tautologisch a v non-a (= a oder non-a); L-falscher Satz: = kontradiktorischer Satz: (immer falsch, notwendig falsch) = a und non-a (zugleich und in gleicher Hinsicht betrachtet).

Satz, logisch indeterminierter, F-Satz: f= faktisch, faktisch wahr oder faktisch falsch. Wahrheitswert kann nur auf Grund von Beobachtungen bzw. Erfahrung (allg.) entschieden werden - und zwar auch nur bis auf Widerruf. Gegenteil denkmöglich. Beispiele:..Prädikat nicht bereits im Subjekt enthalten = Erweiterungsurteil. Sätze der Erfahrungswissenschaft und der Philosophie, auch der Theologie

Satzfunktion bzw. Satzformel: z.B. in Mathematik und Logik: = Satz mit Leerstelle bzw. Variabler: z.B.: "x ist rot". Durch Einsetzung für die Variable z.B. "Blut" wird ein Satz daraus. Die Gegenstände, welche die Satzfunktion "befriedigen", d.h. deren Einsetzung für die Variablen einen Satz (wahr oder falsch) ergibt, bilden den "Umfang" oder die "Extension" der Satzfunktion. (Satzfunktion als "Gießform" für Sätze). Z.B. .... ist eine Stadt.

Schema: 1) Darstellung eines Sachverhaltes, die nur das zu seinem Verständnis Wichtige enthält; 2) das, was anschaulich ist und als solches zur Darstellung eines Unanschaulichen dient; 3) die Vorstellung von einem allgemeinen Verfahren der Einbildungskraft einem Begriff sein Bild zu verschaffen (Kant). "Schematismus": das Verfahren des Verstandes mit diesen Schemata.
Schluß: das formale logische Verfahren, aus mehreren Urteilen, den sogenannten Prämissen (oder Voraussetzungen) ein einziges Urteil, die Schlußfolgerung = Konklusion, abzuleiten. Einfachster Fall: 2 Prämissen und Konklusio.

Spiritualismus: die metaphysische Lehre, nach der die Wirklichkeit bzw. der Grund der Wirklichkeit Geist ist und allein mit der Annahme geistiger Wesen, Kräfte (z.B. Monaden) erklärt werden kann.###

Struktur: (lat. "Gefüge", "Bau", "Zusammenhang"). das Bezugssystem im Aufbau des Ganzen,- "Lage und Verbindung der Teile eines nach einheitlichem Zweck sich bildenden Organismus", in der neueren Psychologie eine der Gestaltqualitäten. Manche Psychologen beschränken den Begriff "Struktur" auf den Querschnitt des augenblicklichen Erlebens, also auf den strukturierten Zusammenhang der psychischen Inhalte in einem bestimmten Moment, andere bezogen ihn auf den chronologischen Längsschnitt, d.h. sie wollten den Strukturzusammenhang der gegenwärtigen Erlebnisse mit solchen der Vergangenheit und auch mit der erworbenen oder angeborenen Disposition begründen.

subjektiv: 1) im Bewußtsein verbleibend (eigene Meinung, psychischer Zustand) 2) vom Subjekt allein abhängig (subjektive Sichtweise) 3) im Subjekt allein begründet 4) vom Bewußtsein des Menschen mitgeformt und daher abhängig. Siehe dazu auch Intersubjektivität.
Intersubjektivität, Prinzip der: 1) Intersubjektive Verständlichkeit (jeder Mensch der hinlänglich intelligent, ausgebildet und oder ausgerüstet ist, kann... 2) intersubjektive Prüfbarkeit (interpersonale) (Widerspruchsfreiheit ###

Subjektivismus: die Lehre, daß alles Erkennen, Bewerten, Handeln vom Subjekt,das hierbei als das Individuum bestimmt wird, bedingt ist und nur für dieses Bedeutung besitzt.
Substanz: 1) das Unterliegende, das zugrundeliegende selbständige Seiin, der beharrende Träger der wechselnden Eigenschaften; 2) das von der Erkenntnis unabhängige Absolute (Unbedingte (= metaphysischer Substanzbegriff).

Substrat: Unterlage, Träger.

Symbolisierung: anstatt den Wörtern einer sogenannten natürlichen Sprache können künstliche Symbole verwendet werden.
synthetisch: Urteil, dessen Prädikatsinhalt noch nicht im Subjektsinhalt enthalten ist, vielmehr durch den Urteilsvollzug erst neu hinzukommt. (Realwissenschaften). - Gegensatz: analytisch.
synthetisch a priori: Erkenntnis, die unabhängig von der Erfahrung ist, und trotzdem notwendig und allgemeingültig (eigentlich philosophische Urteile). Sind vor der Erfahrung gültig, inhaltlich absolut sichere Sätze (Urteile). Strukturaussagen über die Wirklichkeit. Faktische, empirische Sätze. Siehe Kant. Siehe analytisch a priori.

analytisch a priori: Logische Sätze (Begriffsbeziehungen), Wahrheitswert entscheidbar auf Grund semantischer bzw. logischer Analyse sind analytisch a priori. Faktische Sätze, empirische Sätze mit Realbezug sind synthetisch a priori.

System: Zusammenschluß eines Mannigfaltigen zu einem einheilichen und wohlgegliederten Ganzen, in dem das Einzelne im Verhältnis zum Ganzen und zu den übrigen Teilen die ihm angemessene Stellung einnimmt. Ein philsosophisches System ist die Vereinigung grundsätzlicher bzw. grundlegender Erkenntnisse zu einer organischen Ganzheit, zu einer Doktrin, zu einem Lehrgebäude.

Teleologie: 1) Lehre von den Zwecken; 2) Bestimmtheit der Naturwirklichkeit durch Zwecke (im Gegensatz zu einer nur mechanisch-kausalen Bestimmtheit der Wirklichkeit); 3) immanente Teleologie: Annahme von in der Natur selbst liegenden Zwecken; 4) regulative Teleologie (Kant): Annahme der Zwecktätigkeit nur als eines regulativen Prinzips für die Beurteilung der Natur, nicht also Tatsachenaussage über die Wirklichkeit. 5) transzendente Teleologie: Zwecksetzung von jenseits der Natur z.B. durch Gott.

Theorie: im Unterschied zu einer einzelnen Erkenntnis (bzw. Erkenntnisanspruch) heißt jedes System von Erkenntnissen bzw. Erkenntnisansprüchen innerhalb einer Wissenschaft "Theorie" (z.B. Entwicklungstheorie). - System von Erfahrungssätzen und Hypothesen, durch die ein Teil der Wirklichkeit zusammenfassend beschrieben wird (Gravitationstheorie, philsophische Theorien, psychologische Theorien, Spenglers Kulturzyklentheorie). Aufbau einer Theorie: aus versuchsweise aufgestellten allgemeinen Sätzen werden spezielle Aussagen abgeleitet, die an der Erfahrung überprüft werden. Eine Theorie ist also nur bis auf weiteres gültig. a) im Unterschied zu einer einzigen Erkenntnis heißt jedes System von Erkenntnissen innerhalb einer Wissenschaft "Theorie" (z.B. Zahlentheorie, Funktionstheorie); b) im Unterschied zur Praxis bezeichnet man eine Gesamtheit von Erkenntnissen als "Theorie", welche für die Zwecke des täglichen Lebens, für das Handeln keinen positiven Wert besitzen; c) im Unterschied zu einer Hypothese heißt eine Erklärung von Erscheinungen auf Grund mindestens einer Hypothese einschließlich dieser Hypothes eine "Theorie" (Dubislav); d) Erkenntnis durch Erfahrung = "empirische Theorie"; e) bloße Erkenntnis, bloß zuschauendes Betrachten; f) in der modernen Wissenschaftstheorie im Gegensatz sowohl zu bloßer Tatsachenfeststellung als auch zur Hypothese. Theorie ist eine Hypothese, von der der Nachweis erbracht ist, daß die gegebene Erklärung die einzige ist, die den Tatsachen entspricht = verifizierte (d.h. direkt oder indirekt bestätigte Hypothese,bei Ausschluß jeder anderen Erklärungsart (Brugger), bestätigt vor allem dadurch, daß sie zur Entdeckung neuer Tatsachen hinleitet. Wenn Theorie verbessert und weiterentwickelt wird, wird die frühere größerer Erfahrung gegenüber unzureichend; g) reine Erkenntnis ohne Rücksicht auf Nutzbarmachung oder Anwendbarkeit.Wissenschaftliche Lehre, die zu einheitlicher Erklärung, Anleitung, Interpretation oder Bestimmung bestimmter Gegebenheiten aufgestellt wird und die Erscheinungen auf ein Zugrundeliegendes zurückführt, das nicht erlebt, sondern nur denkmäßig erschlossen oder konstruiert wird, aber die Erscheinungen beherrschbar macht und den Weg zur Entdeckung neuer Tatsachen weist. Bloß erdachte Gedankenbildung im Gegensatz zur Erfahrung (Metzke); h) durch Denken gewonnene Erkenntnis, die wissenschaftliche Erklärung bestimmter Erscheinungen aus einem Prinzip und die Zusammenfassung der Einzelerkenntnisse unter allgemeine Gesetze, sowie ihre Ordnung nach Prinzipien, aus denen sich alle Gesetzmäßigkeiten und Einzelfälle ableiten lassen. Vom Einzelgesetz unterscheidet sich Theorie durch ihren umfassenden Charakter (Entwicklungstheorie, Atomtheorie usw.). Ergänzung der unmittelbaren Erfahrung durch gedankliche Ansätze und Zusammenfassung der Einzelergebnisse in ihnen. Theorie will also immer Überblick in der Beschreibung und Einsicht durch Erklärung.

Transintelligibel: jenseits der durch den Verstand zu gewinnenden Erkenntnis liegend.
Transzendetalismus: überschreitend; bei Kant heißen die a priori gegebenen Anschauungen und Begriffe transzendentale, die auf Erfahrung anwendbar sind und sie erst möglich machen.

Typus: 1) Modell, Form nach der etwas gearbeitet wird. 2) Grundform, Urbild 3) das die Gattung am vollkommendsten repräsentierende Exemplar, das Muster 4) Denkmittel, das das Allgemeine ganzheitlich-anschaulich zu fassen und darzustellen sucht 5) vereinfachtes Schema, das an die Erscheinungen angelegt wird, um sie zu gruppieren 6) spez.-anthropologischer.-psychologischer Begriff: durch vorwaltende gemeinsame Dispositionen, Beschaffenheiten und Merkmale psych. physischer sich heraushebende Gruppe von Menschen - relatives Ordnungsprinzip. 7) Wesen 8) Art, typische Eigenschaft: a) Eigenschaft eines Gegenstandes, der Element einer Menge M ist, in bezug auf diese Menge, wenn jedes Element dieser Menge diese Eigenschaft besitzt, Element von M ist. b) Eigenschaft eines Gegenstandes, der hinreicht, um diesen Gegenstand kenntlich zu machen.

Urteil: elementarer Akt des Anerkennens oder Verwerfens, Bejahens oder Verneinens. (oft dafür Aussage; Proposition).

Utopie: 1) wörtlich: Nirgendheim, Nirgendwo. 2) Bezeichnung für Idealbilder sittlich vollkommener staatlicher Zustände.

Vagheit: es läßt sich nicht unterscheiden, ob ein bestimmter Gegenstand G unter einen bestimmten Begriff B (x) fällt. (Bei präzisen Begriffen dagegen schon).

Verhältnis: 1) Relation 2) Eigenschaft einer Menge, welche Eigenschaften deren Elemente nicht besitzen 3) Proportion 4) Vergleichung unabhängig gedachter Begriffe.

Verifikation: Verfahren des Sammelns von Belegen per Erfahrung und Experiment, um die Wahrheit oder Falschheit einer empirischen Aussage entscheiden zu können.

Vermittlung: 1) (Hegel): Die Vermittlung verbindet gegensätzliche oder sich auseinander entwickelnde Anschaungen oder Begriffe in der Weise, daß der Widerspruch aufgelöst, ein rationales Begreifen möglich und das Denken einer höheren Stufe seiner selbst zugeführt wird ("Die Vermittlung ist nichts anderes als die sich bewegende Sichselbstgleichheit, oder sie ist die Reflexion in sich selbst, das Moment des für sich seinenden Ich, die reine Negativität oder auf ihre reine Abstraktion herabgesetzt, das einfache Werden"). 2) die Herstellung oder Annahme eines Mittleren (einer Mitte oder eines Mittels) zum Zweck der Verbindung oder Vereinigung von Wesenheiten, Möglichkeiten, Begriffen, die einander entgegengesetzt sind oder einander ausschließen, zwischen denen also an sich keine Beziehung, kein Zusammenhang zu bestreben scheint, z.B. Gott und Mensch, Leib und Seele, Pflicht und Neigung.

Wahrheit: 1) gnoseologischer Wahrheitsbegriff: Wahrheit = Prädikat von Aussagen. 2) ontologisch: Prädikat von Sein (Gegenständen, Zuständen, auch Personen). 3) Jesus sagt(e): "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben".

Wahrnehmung: 1) das Erleben, das Bewußtwerden eines außerweltlich oder innerweltlich Wirklich-Gegenständlichen durch die äußeren Sinne oder durch den inneren Sinn unmittelbar. 2) das Gegenständliche selbst als Bewußtseinsinhalt (Vorstellungen, welche sich auf einen wirklichen Gegenstand beziehen).

Weltanschauung: Die in ein System gebrachte Gesamtauffassung von Natur, Geist und Gesellschaft.

Wert: die zwischen einem Gegenstand und einem Maßstab hergestellte Beziehung (vom Menschen hergestellte Beziehungen).

Wertbegriff: die begriffliche Fassung des Wertes als solchen und der aus Wertungen gewonnenen und in ihnen entdeckten einzelnen Werte.

Wertgefühle (Wertfühlen): das unmittelbare Bewußtwerden der Werte.

Wesen: auch: essentia, Sosein im Gegensatz zur existentia, Dasein 1) metaphysisch: das Ansich der Gegenstände im Gegensatz zu ihrer Erscheinung, das wahre Sein, das wahrhaft Wirkliche. 2) logisch: der im Begriff gedachte Inhalt ist das Wesen des Begriffs, die wesentlichen Merkmale bestimmen den Begriff. 3) erkenntnistheoretisch: das die einzelnen Erscheinungen und Vorgänge in sich befassende und erklärende Prinzip. 4) die angenommene Tiefendimension einer Erscheinung. 5) die Bestimmtheit, Eigenart eines Daseienden, der Inbegriff der Eigenschaften, die die Eigenart einer Person, einer Gruppe vor Personen oder Sachen ausmachen, von denen also alle ihre übrigen Eigenschaften abhängen. 6) das Bleibende, Beharrliche an einem Daseienden im Unterschied zu seinen wechselnden Zuständen, das wahre Sein, das wahrhaft Wirkliche im Gegensatz zur Erscheinung oder zum Sein. 7) einzelnes Ding ("mehrere Wesen gleicher Art").

Widerspruch: 1) Verstoß gegen die logischen Grundaxiome (gegen den Widerspruchsatz) 2) Unvereinbarkeit von Aussagen 3) treibende Kraft der dialektischen Selbstbewegung der Begriffe (Hegel)

widerspruchsfrei: p ist widerspruchsfrei, wenn nicht sowohl p und nicht-p logisch möglich sind.

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Die Quellen hierzu waren Vorlesungsnotizen und Recherchen im Hoffmeister und Schischkoff
Soll ich da noch weitermachen? Es gäbe da noch einiges was anliegen würde. Zum Beispiel 'Aristotelismus'--- die ganze Virtualitäts-Thematik auf ein neues Bein gestellt--- Theorieabhängigkeit der Wahrnehmung---wissenschaftliche Revolutionen--- etc. etc.

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