ALTER HUT: KLASSENKONFLIKT sk-08
Tweet this!Bevor Dahrendorf von der Theorie zur Analyse schreit macht er zwei Anmerkungen:
Erstens: Es gibt Zeiten, in denen soziale Konflikte und ihre wissenschaftliche Erörterung einen fundamentalen oder konstitutionellen Charakter annehmen.
Quelle bzw. behandelte Literatur: Der moderne soziale Konflikt von Ralf Dahrendorf, Stuttgart 1992 (1), München 1994, dtv Taschenbuch, Exzerpt: transitenator
In solchen Zeiten stehen die Spielregeln von Herrschaft und Gesellschaft selbst zur Diskussion. Hobbes klammerte sich an den kraftvollen Souverän, Locke an den bürgerlichen Staat.
Daraus wurde der demokratische Rechts- und Verfassungsstaat.
Immer ging es darum, aus Chaos Ordnung zu schaffen.
Heute bauen Staaten überall Dschungel von Gesetzen und gängelnden Bürokraten.
Welches Quantum an Ordnung ist unumgänglich notwendig?
Welche Fragen stehen heute im Vordergrund?
Die Suche nach dem Gesellschaftsvertrag wird zur Suche nach jenem Quantum an notwendiger Ordnung.
Der Gesellschaftsvertrag ist nicht ein für allemal gegeben, sondern er unterliegt selbst dem Wandel. Um ein lebendiges Ordnungsinstrument zu bleiben muss er angepasst werden.
Der Gesellschaftsvertrag ist nicht die Grundlage der Gesellschaft, sondern das Thema der Geschichte (S.50).
Er wird nicht ein für allemal verfasst, sondern von jeder Generation muss er neu formuliert werden. Wie schreiben wir die Artikel neu um Freiheit unter veränderten Umständen voranzutreiben?
In der zweiten Anmerkung Dahrendorfs stellt er fest:
Das Neuschreiben des Gesellschaftsvertrages geschieht durch soziale Konflikte. Diese liefern die Texte und die Kräfte der Veränderung.
Dahrendorf zeigt wieder auf einen Widerspruch der Marxistischen Klassentheorie:
Weder Marx noch seine Anhänger identifizieren je die Produktivkräfte, deren Träger und Verkünder das Proletariat sein sollte.
Die Bourgeoisie lässt sich schwerlich als die unterdrückte Klasse der Feudalgesellschaft beschreiben und mit dem Proletariat in der bürgerlichen Gesellschaft vergleichen.
Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist zwar eine Geschichte von Konflikten, aber nicht notwendigerweise eine Geschichte von Klassenkonflikten.
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