20070427

Zivilisation, Über-Ich, Konditionierung, Manipulation ,zt-38

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Korrespondenz Gesellschaftsaufbau -- Ich-Aufbau

Die Zivilisationskurve des Geschlechtstriebes verläuft, im großen besehen, parallel zu den Kurven anderer Triebäußerungen. Auch hier wird die Regelung immer strikter.

Auch das Geschlechtsleben, der Sex, wird langsam aus dem öffentlichen Leben der Gesellschaft immer stärker zurückgedrängt.

Die Zurückhaltung wird durch den Aufbau des gesellschaftlichen Lebens, durch den Druck der gesellschaftlichen Institutionen, durch bestimmte gesellschaftliche Exekutionsvorgänge, vor allem durch die Familie, dem Einzelnen als Selbstzwang von klein auf an gezüchtet.

Sexualität ist auf eine Enklave beschränkt, auf die gesellschaftlich legitimierte Ehe. Die Kleinfamilie wird zum primären Züchtungs- und Züchtigungsorgan der gesellschaftlich geforderten Triebgewohnheiten und Verhaltensweisen für den Heranwachsenden. (Anmerkung: Elias schrieb seinen 'Prozess der Revolution' vor 1936, hier fließt also noch nicht die Erfahrung der Prozesse in der späteren Sowjet-Union, bzw. der sozialistischen- und kommunistisch orientierten Erziehungssysteme).

Alle Menschen, mit denen das Kind in Berührung kommt, haben ihren Teil daran. Die Reproduktion der gesellschaftlichen Gewohnheiten, die Konditionierung findet in der Kleinfamilie statt.

Die Konditionierung erfolgt durch Reflexe.
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Quelle: Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation, Erstmals veröffentlicht 1936, Francke Verlag: 1969 2. Auflage,Suhrkamp:1976 1. Auflage,19. Auflage 1995 Exzerpt: transitenator.
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Die Modellierung, der Charakter wird zum geringsten rational bestimmt, sondern durch den Druck von Scham- und Peinlichkeitsempfindungen und Unlustäußerungen.

Auf diese Weise reproduziert sich der gesellschaftliche Standard des Scham- und Peinlichkeitsempfindes in den Kindern.

Die Ausrichtung der Zivilisationsbewegung auf eine immer stärkere und vollkommenere Intimisierung aller körperlichen Funktionen, auf ihre Einklammerung in bestimmten Enklaven, ihre Verlagerung 'hinter verschlossene Türen' hat Konsequenzen sehr verschiedener Art.

Da ist die eigentümliche Gespaltenheit des Menschen zwischen den Seiten des menschlichen Lebens die sichtbar und die intim bleiben müssen. Alle fühlen sich mit soziogenen Scham- und Peinlichkeitsgefühlen beladen, die sogar das Sprechen einengen; die Funktionen selbst werden verborgen gehalten.

Es scheiden sich mit anderen Worten im Leben der Menschen selbst mit der fort schreitenden Zivilisation immer stärker eine intime oder heimliche Sphäre und eine öffentliche Sphäre, ein heimliches Verhalten und ein öffentliches Verhalten von einander.

Und diese Spaltung wird den Menschen so selbstverständlich, sie wird ihnen dermaßen zur zwingenden Gewohnheit, dass sie ihnen selbst kaum noch zum Bewusstsein kommt (S. 262). Es baut sich auch das psychische Gefüge des Menschen um.

Die durch die gesellschaftlichen Sanktionen gestützten Verbote werden dem Individuum als Selbstzwänge an gezüchtet.

Der Zwang der Zurückhaltung von Triebäußerungen und die Scham werden ihm so zur Gewohnheit gemacht, dass er allein, wenn er im intimen Raum ist sich ihrer nicht erwehren kann.

In ihm selbst kämpfen die Lust versprechenden Triebäußerungen mit den unlust-versprechenden Verboten und Einschränkungen, den soziogenen Scham- und Peinlichkeitsempfindungen.

Das suchte Sigmund Freud aus Wien mit 'Über-Ich', 'Unbewusstes' etc. zum Ausdruck zu bringen. Aber wie immer manfrau es ausdrückt, der gesellschaftliche Verhaltenscode prägt sich in dieser oder jener Form dem Menschen so ein, dass er gewissermaßen ein konstitutives Element des individuellen Selbst wird.

Das Über-Ich, das psychische Gefüge, das individuelle Selbst als Ganzes, wandelt sich in steter Korrespondenz mit dem gesellschaftlichen Verhaltenscode und mit dem Aufbau der Gesellschaft.

Diese Gespaltenheit des Ichs oder des Bewusstseins, das für Menschen in unserer Phase der Zivilisation typisch ist, korrespondiert (bzw. entspricht der) mit der spezifischen Zwiespältigkeit des Verhaltens, zu der das Leben in dieser Gesellschaft zwingt.

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