20070423

Rationale Einsicht ist nicht Motor der Zivilisation zt-30

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Die Peinlichkeitsschwelle (nicht in erster Linie die Hygiene-Einsicht) rückt sichtlich voran. Im Zusammenhang mit einer ganz bestimmten gesellschaftlichen Situation wandelt sich Empfinden und Affektlage zunächst in der Oberschicht, und der Aufbau der Gesamtgesellschaft lässt diesen veränderten Affektstandard sich langsam über die Gesellschaft hin ausbreiten.

Nichts weist auf Gründe, die wir als klare, rationale Gründe bezeichnen, aus der beweisbaren Einsicht in bestimmte Kausal-Verknüpfungen.

Ein großer Teil der Tabus hat mit 'Hygiene' nicht das mindeste zu tun, sondern vielmehr mit dem 'peinlichen Gefühl', dem Peinlichkeitsempfinden. Es ändert sich die Affektlage, die Sensibilität, die Empfindlichkeit und das Verhalten der Menschen.

Dann wird an einem bestimmten Punkt dieses Verhalten als 'hygienisch richtig' erkannt, es wird durch klarere Einsicht in die kausalen Zusammenhänge gerechtfertigt und in die gleiche Richtung vorangetrieben (S. 155).

Aber die 'rationale Einsicht' ist nicht der Motor der 'Zivilisation' des Essens oder anderer Verhaltensweisen.
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Quelle: Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation, Erstmals veröffentlicht 1936, Francke Verlag: 1969 2. Auflage,Suhrkamp:1976 1. Auflage,19. Auflage 1995 Exzerpt: transitenator.
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Gerade die Parallele zwischen der Zivilisierung des Essens und der des Sprechens ist in dieser Hinsicht recht lehrreich. Sie macht deutlich, dass die Veränderung des Verhaltens beim Essen Teil einer sehr umfassenden Wandlung der menschlichen Empfindungen und Haltungen ist.

Sie veranschaulicht zugleich, in welchem Maße die Antriebe dieser Entwicklung aus dem gesellschaftlichen Aufbau, aus der Integrations- oder Beziehungsform der Menschen kommen.

Relativ kleine Kreise bilden zunächst das Zentrum der Bewegung, dann geht der Prozess auf andere weitere Schichten über. Diese Ausbreitung hat eine bestimmte Struktur, die Gesellschaft zur Voraussetzung.

Sie hätte sich nicht vollziehen können, wenn sich nicht eine gesellschaftliche Situation hergestellt haben würde, die ein Vorrücken der Peinlichkeitsschwelle möglich und erforderlich gemacht hätte.

Der Prozess ähnelt einer Kristallisierung, aber nichts wäre falscher, als den Kristallisationskern selbst für die Ursache der Umlagerung zu halten.

Die Ausbreitung hat selbst bereits eine besondere Lage und einen besonderen Aufbau der Gesamtgesellschaft zur Voraussetzung. Der eine Kreis hat die Funktion Modelle zu schaffen, der andere sie auszubreiten (S. 157).

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