20070614

Solidarität Zivilcourage Initiative Nächstenliebe

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müssen nicht nur Schlagworte bleiben, sondern werden von jungen Leuten belebt, gelebt, zum Leben erweckt.

Zwei Projekte werden hiermit vorgestellt:

Das Projekt 'Stand Up'
von Hamoun Kamai
Deutschland
und

das Projekt 'Kleine Schritte - große Schritte'
von Petra Bauer, Josefine und Mario
Österreich, Malawi

-o-o-o-

Das Projekt 'STAND UP'

Hamoun Kamai stellt sich und sein Projekt vor:

"Mein Name ist Hamoun Kamai und ich bin Gründer der Stand Up-Initiative. Ich bin 22 Jahre alt und stamme aus dem Iran, schon als Kind kam ich mit meiner Familie nach Deutschland. Seit einem unverschuldeten Autounfall 2004 bin ich Tetraplegiker und vom Hals an abwärts gelähmt.

Ich gehöre zu den Menschen in dieser Gesellschaft, die am Rande stehen. Denn ich bin querschnittgelähmt, vom Hals an abwärts. Meine Arme und Beine sind gefühllose Anhängsel. Für Menschen wie wir es sind, haben andere oft nicht viel übrig. Ihre großen Berührungsängste und die Hilflosigkeit im Umgang sind überall spürbar. Für viele ist es das Bequemste, uns zu ignorieren.Was es bedeutet, so ein Leben zu führen, ist ganz einfach vorstellbar.

Setzen Sie sich auf einen Stuhl und löschen Sie im Geist Ihren Körper aus. Rufen Sie für jeden „Hand“griff um fremde Hilfe und bitten Sie fremde Beine, für Sie wohin zu gehen. Man muss schon ganz schön stark sein, um so weiterleben zu wollen.
Mit den wenigen Freunden und Freuden, die geblieben sind, mit unvorstellbaren Einbußen im täglichen Leben, mit schwierigen Partnerschaften und oft ohne Beruf.
Am schlimmsten aber ist die fehlende Vision, dass sich irgendetwas ändert und man je wieder gehen kann. Aber ich habe diese Vision, glaube daran und kämpfe dafür. Daraus schöpfe ich meine Kraft und den Willen zum Leben.

Ich bin überzeugt davon, dass ich mit meiner Initiative viel bewirken kann. Ich habe beschlossen, nicht die Hände im Schoß liegen zu lassen, sondern aufzustehen und etwas zu tun. Wenn auch vorerst nur in übertragenem Sinne. Deshalb heißt die Initiative gegen Querschnittlähmung, die ich gegründet habe, STAND UP. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass sich diese beiden Worte mit Leben füllen.

Es ist mein Ziel, mit STAND UP allen Querschnittgelähmten neue Hoffnung zu geben. Die Hoffnung auf mehr Freiheit, Selbständigkeit und Lebensqualität. Ich bin mir sicher, dass wir ausbrechen können aus der Gefangenschaft des Rollstuhls und nicht nur unsere Gedanken in Bewegung setzen, sondern unsere Arme und Beine. Wir werden wieder spüren, wie es ist, selbständig einen Schritt zu machen.

Noch gibt es keine wirksame Behandlung bei Querschnittlähmung. Aber die medizinische Forschung macht kontinuierlich Fortschritte, so dass eine Querschnittlähmung nach einer Verletzung des Rückenmarks bald verhindert werden kann. Diese Forschung kostet viel Geld und leider ist das knapper denn je. Daher ist die Forschung auch auf Ihr Engagement und Ihre Hilfe angewiesen.

Ich bitte Sie deshalb persönlich und inständig, meine Initiative aktiv oder mit Ihrer Spende zu unterstützen. Nur mit Ihrer finanziellen Hilfe kann STAND UP die aussichtsreichsten wissenschaftlichen Forschungen, Entwicklungen und Vorhaben im In- und Ausland unterstützen. Ihre Spende kommt aber auch direkt einzelnen Querschnittgelähmten zugute, die besonders schwer betroffen sind. Wir schaffen davon Hilfsmittel an, mit denen das tragische Schicksal vieler ein klein wenig leichter wird."

Die STAND UP – Initiative gegen Querschnittlähmung, besteht aus dem STAND UP - Förderkreis und der STAND UP gemeinnützige GmbH. In der Initiative arbeiten Gesunde und Betroffene für ein gemeinsames Ziel zusammen: ein selbstbestimmteres Leben für Querschnittgelähmte.

Der STAND UP Förderkreis steht jedem offen, der uns durch eine fördernde Mitgliedschaft oder aktives Handeln unterstützen will. Als Mitglied können Sie uns schon für nur 4 Euro im Monat weiterhelfen. Wir freuen uns auch über Ihre einmalige oder regelmäßige Spende, die uns im Kampf gegen die Querschnittlähmung ein gutes Stück voran bringt. Ob 20 Euro, 50 Euro oder mehr – jeder Betrag hilft!

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Das Projekt 'Kleine Schritte - große Schritte'

Petra Bauer ist seit einem Monat in Malawi vor Ort. Sie ist ausgebildete Keramikerin, diplomierte Krankenschwester und hat an Entwicklungshilfe - Schulungen teilgenommen. Josefine Bauer ist ausgebildete Hort- und Kindergartenerzieherin, studiert Psychologie in Wien und schreibt an ihrer Diplomarbeit. Beide haben seit längerem eine Bürde, etwas für Kinder in Afrika zu unternehmen.
Josefine und ein weiterer entschlossener junger Mann, Mario, fliegen im Juli nach Malawi.

Das Projekt "Kleine Schritte - große Schritte" findet von Juni 2007 bis Oktober 2007 in Malawi im Ort Chilambe statt.

Josefine: "Malawi ist eines der ärmsten und unterentwickeltsten Länder der Erde. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt laut UNICEF bei 38 Jahren, da die Hälfte der Bevölkerung unter Aids leidet. Von der Krankheit sind viele Bauern so geschwächt, dass sie ihren Kindern nicht einmal mehr beibringen können, wie man Felder bestellt. Weil ihre Eltern an Aids sterben, leben viele Kinder allein in Häusern (48%).

Die meisten Menschen verdienen unter 1 Dollar am Tag. Der Überlebenskampf ist hart und die Bildung geht nur langsam voran. Ein Drittel der Bevölkerung besteht aus Analphabeten.

Wir organisieren einen Schulbau in Chilambe."

In Chilambe gibt es keine Schule. Wenn ein Kind sagt: "Ich gehe jetzt zur Schule!", dann meint es einen Baum, in dessen Schatten sich haufenweise Kinder versammeln.
Die Lehrer unterrichten ohne Bücher, ohne Tafel, ohne Stifte. Und ohne Ausbildung. Meist erzählen sie ihren Schülern das, woran sie sich aus ihrer eigenen 'Schulzeit' erinnern.

Wenn es regnet, dann fällt die 'Schule' aus.
Ein Schulgebäude zu bauen, kostet 850 Euro. Die Ziegel werden von der Dorfgemeinschaft selbst hergestellt, doch Zement und Wellblech müssen gekauft werden.

Aus Emails von Petra (Anfang bis Mitte Juni 2007):

"Natürlich gibt es hier auch Köstlichkeiten am Markt: gegrillte Maus am Spieß mit Haut und Haar, oder gegrillte Vögel, die als “Küken” verkauft werden. Aber die Malawier sind ja irgendwie cool. Wenn der Marktverkäufer mir erklärt, dass es Küken sind, erklärt mir gleich jemand, der diese Lüge mitkriegt, dass es normale Vögel sind.
Nur 15 Kwacha pro stück. Die Köpfe werden extra verkauft, um nur 50 Tambala. Das sind 0,3 Cent. Auf meine Frage warum sie die Köpfe getrennt verkaufen antwortet mir der Verkäufer, dass nicht jeder den Kopf essen mag, für diese Leute sind die Vögle ohne Kopf. Anderen macht das nichts aus und die kaufen die billigen Köpfe.
Als ich 10 Köpfe für umgerechnet 3 Cent kaufe, erklärt mir der Malawier, dass ich die Schnäbel nicht mitessen kann, sondern ausspucken muss. Ich bedanke mich für die Information und erzähle ihm nicht, dass die Köpfe für unsere Katze Felice sind."

"Heute war ich wieder in der Vorschule. Habe einen aufblasbaren Ball mitgenommen. Die Lehrerin war mit den Vorschülern unter dem Baum versammelt und hat ABC und Zahlen auswendig gelernt. Im Hintergrund hat eine Ziege gegrast und Hühner sind herum gelaufen.
Als Ines und ich gekommen sind, haben sie uns das Alphabet aufgesagt, natürlich ein Gebet und ein Lied vorgesungen. Seitdem sie wissen, dass sie eine Schule bekommen, sind sie aktiver. Bei den ersten Besuchen sind Kinder und Lehrer nur herum gestanden.
Aber noch immer sind viele Kinder krank. Die Hygiene ist so mangelhaft, eine Pilzinfektion ist schnell verbreitet und die Hälfte hat Rotznasen, was bestimmt auch an den kalten Nächten liegt.
Es war ein Bub in der Gruppe, der wie ich erfuhr Georg hieß. Er hatte am Kinn eine offene Pilzinfektion, die sezernierte und mit Schmutz verklebt war. Es sah aus, als hätte er Erde gegessen. Ich nehme immer mein kleines erste Hilfe Täschchen mit. Es war kaum möglich mit dem Desinfektionsmittel den Schmutz zu entfernen. Auch ein anderes Mädchen hatte eine beginnende Pilzinfektion am Mundwinkel."


"... Plötzlich kamen zwei junge Männer, die gehört hatten, dass die Mzungus (Weißen) da wären und uns einluden, ihre Arbeit anzusehen. Sie hatten im nahe gelegenen Dorf mit der Ziegelherstellung für die Schule angefangen. Wir verabschiedeten uns von den Kindern und folgten den Männern, die sich als Gesta und Gibson vorstellten.
Im Dorf wurde fleißig gearbeitet. Als die 6-7 Männer sahen, dass wir kamen legten sie noch einen Zahn zu. Ich staunte über die primitive Art, mit der sie erfolgreich Ziegel herstellten. Sie verwendeten den Lehm vom Grund, leerten Kübel Wasser dazu und stampften mit nackten Füßen darauf herum um ihn homogen zu machen. Zur Hilfe nahmen sie sich einfache Hacken.
Den zubereiteten Lehm Schaufelten sie auf einen Haufen, von wo er von zwei anderen Arbeitern in eckige Formen geschaufelt wurde (sie haben nur zwei Formen). Sobald die Ziegel geformt waren, wurden sie zu den anderen zum Trocknen abgesetzt. Diese Arbeit verlief in gut organisiertem Teamwork, so dass sie flott voran kamen. Sie lachten viel dabei und wirkten sehr motiviert. Ein paar Kinder vom Dorf kamen und sahen uns zu, wie wir den Arbeitern zu sahen."

"Als wir zurück nach PIM gingen passierte noch etwas lustiges. Unterwegs begegneten wir vielen Kindern, Leuten mit klapprigen Fahrrädern (die “High society” hier) Frauen die Körbe am Kopf balancierten und ihre Babys im Tragetuch trugen.
Und ein kleiner Junge, vielleicht drei Jahre alt, fiel Ines und mir auf, weil er quick lebendig auf uns zugelaufen kam. Er sah so drollig aus, im Kontrast zur Sonne, wie ein kleiner schwarzer Schatten. Es war schwer zu sagen, ob er mehr hüpfte, oder lief. Er wirkte fast verloren so klein, flink und allein auf der staubigen Straße. Er kam geradewegs auf uns zugelaufen. Selten hat ein Kind so wenig scheu so nah zu einer Mzungu zu laufen. Er kam ganz schnell angehopst und wir warteten, dass er noch ausweichen würde, aber statt dessen bremste er sich mit einer Umarmung an Ines Beinen. Ines stand wie verdutzt da, als der Kleine einfach mit seinen Armen die Beine schlang, sich in ihren langen Rock kuschelte und sie mit großen Augen ansah. Da mussten wir so lachen und ich hob den Kleinen hoch und wirbelte ihn in der Luft herum.
Natürlich kam gleich eine ganze Schar von Kindern, die wir auch noch durch die Luft wirbeln mussten, bevor wir unseren Weg fortsetzen konnten."


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