20070619

Mittelalter Kirche Ritter Klerus König zt-62

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In der Gesellschaft des 9. u. 10. Jahrhunderts gibt es zwei Schichten von Freien, die Kleriker und die Krieger. Die Angewiesenheit der Krieger ist (vor allem in Friedenszeiten) vom König gering. Die Angewiesenheit der Kleriker ist größer. Hier im westfränkischen Reich werden die Bischöfe nicht Herzöge. Daher ist ihre zentrifugal wirkende Schwächung gering. Der Klerus liegt verstreut.

Die Kirche wünscht also eine Zentralgewalt, einen König, der Macht genug hat, ihr Schirmherr gegen weltliche Gewalt (ritterliche Übergriffe) zu sein (S. 251).

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Literatur und Quellenhinweis: Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation; Band 2 Erstmals veröffentlicht 1936; Francke Verlag: 1969 2. Auflage; Suhrkamp: 1976 1. Auflage; 19. Auflage 1995; Ausgewählte Quoten, Gestaltung & Anmerkungen: Transitenator
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Die Verbindung zwischen Kapetingerkönigen und Kirche ist nichts Zufälliges. Ihre Ursache ist Ausdruck einer Interessenkonstellation. Die Königswürde ist ein Instrument der Priester in der Auseinandersetzung mit der Kriegerkaste.

Das Königtum erhält eine Art von sakralem Charakter, es wird gewissermaßen zu einer kirchlichen Funktion. Die Kirche ist älter und auch organisatorisch fester gefügt als die meisten Herrschaftsbereiche dieser Zeit. Bei Konkurrenzsituationen zwischen Zentralherrn und Papst wird der Papst auf seine geistliche Vormachtstellung zurückgeworfen und der weltliche Charakter der Könige tritt reiner hervor (S. 252).

Die enge Verbindung des Königshauses mit der Kirche macht die Klöster, Abteien und Bistümer im Gebiete anderer Territorialherren zu Bastionen des Königtums.

Sie stellt etwas von dem geistlichen Einfluss der kirchlichen Organisation über das ganze Land hin zu seiner Verfügung, die Könige profitieren von der Schreibgewandtheit der Kleriker, dem politischen und organisatorischen Erfahrungsschatz der kirchlichen Bürokratie und ziehen auch von der kirchlichen Finanzkraft auf mannigfache Weise Nutzen. (Anm: Unliebsame Gegner, mögliche Erben, Konkurrenten werden auf Lebenszeit in Kloster verbannt und dort quasi in Haft gehalten. Klöster konnten auch als Gefängnisse dienen).

Eines ist aber auch sicher: Die Könige (der Zentralherr) erhalten aus Gebieten jenseits ihres eigenen Territoriums Abgaben kirchlicher Institutionen.
Wenn etwas dem traditionellen Königshaus einen Vorsprung vor den konkurrierenden Häusern gibt, dann ist es dieses Bündnis der nominellen Zentralherren mit der Kirche (S. 253).

Diese gesellschaftliche Kraft der Kirche arbeitet für eine Kontinuität des Königtums und in Richtung der Zentralisierung.
Diese tritt dann in dem Maße zurück, in dem die gesellschaftliche Triebkraft des dritten Standes (dem Bürgertum) ansteigt.

Aber schon hier kann sich der Zentralherr die Spannungen zwischen Kirche und Kriegerschicht zunutze machen.
Gleichzeitig ist er aber auch an diese Spannungen gebunden und ihr Gefangener. Die Machtfülle der vielen Kriegsherren drängt König und Kirche zusammen.

Zu den ersten großen Auseinandersetzungen zwischen Kirche und König kommt es erst in jener Zeit, in der reichliche Geldmittel aus dem bürgerlichen Lager dem König zuströmen (S. 254).

Mit der Herausbildung des dritten Standes kompliziert sich das Spannungsgeflecht und die Spannungsachse im Innern der Gesellschaft verlagert sich.

Im 11. u. 12. Jahrhundert ist die zentrale Spannung zwischen Kriegern und dem Klerus.
In der Zeit danach rückt der Antagonismus zwischen den Kriegern und den städtisch-bürgerlichen Gruppen als zentrale Spannung in den Vordergrund.

Der Zentralherr gewinnt eine neue Bedeutung. Die Angewiesenheit aller Teile der Gesellschaft auf einen obersten Koordinator wächst.
Die Könige distanzieren sich immer deutlicher von allen übrigen Kriegern durch ihre Stellung zwischen ihnen und den städtischen Schichten. Sie legen ihr Gewicht bald zugunsten der einen, bald zugunsten der anderen in die Waagschale.

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