20070621

Ludwig XIV Adel Absolutismus Hof zt-64

I'm reading: Ludwig XIV Adel Absolutismus Hof zt-64Tweet this!

Beim Aufstand der 'Fronde' ist Ludwig der XIV. noch minderjährig. Die Regentschaft der Königin wird ausgeübt durch den Kardinal Mazarin. Die Fronde ist eine Art von sozialem Experiment. Das Bild dieses Aufstandes zeigt, wie gespannt die Beziehungen zwischen allen diesen Gruppen waren.

Jede dieser Gruppen will die Königsmacht schmälern; aber jeder will es zu seinen Gunsten; jeder von ihnen fürchtet zugleich, die Macht eines anderen könne sich vergrößern. Schließlich stellt sich das- auch dank der Geschicklichkeit Mazarins- alte Gleichgewicht wieder her. Ludwig XIV. hat die Lehre dieser Tage nicht vergessen. Er sorgte für die Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts (S. 265).}

-o-o-o-
Literatur und Quellenhinweis: Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation; Band 2 Erstmals veröffentlicht 1936; Francke Verlag: 1969 2. Auflage; Suhrkamp: 1976 1. Auflage; 19. Auflage 1995; Ausgewählte Quoten, Gestaltung & Anmerkungen: Transitenator
-o-o-o-
Die Könige setzen sich (nachdem der Adel genügend geschwächt war) wieder zugunsten des Adels ein. Sie sichern den Bestand des Adels, als einer gehobenen Schicht vor dem andrängenden Bürgertum, um das Spannungsgleichgewicht zu erhalten.

Der Adel hat Steuerfreiheit aber trotzdem ein eher beschränktes Leben. Die Gerichte sind mit Bürgerlichen besetzt. Die Könige halten an der Bestimmung fest, dass ein Adeliger der Kaufmann wird, seine Adelstitel ablegen und auf seine Adelsvorrechte verzichten muss.

Damit ist dem Adel der einzige unmittelbare Weg zu Wohlstand verschlossen. Allenfalls indirekt durch Heirat. Wenn er allerdings am Hofe eine neue Monopolstellung erlangt, ermöglicht ihm diese eine standesgemäße und repräsentative Lebensführung und bewahrt ihn vor bürgerlichen Tätigkeiten.

Die Hofämter, die vielen Ämter des königlichen Haushalts werden dem Adel vorbehalten. Damit finden viele bezahlte Stellen; auch die Nähe zum König gibt diesen Stellen ein hohes Prestige. Und so hebt sich aus dem Gros des ländlichen Adels eine Adelsschicht heraus, die den bürgerlichen Spitzenschichten an Glanz und Einfluss die Waage halten kann, der höfische Adel. Die Hofämter werden zu einem Monopol des Adels (S. 267).

Diese Besetzung der Hofämter ging genauso wenig nach dem Plan eines einzelnen Königs vor sich, wie die Besetzung der anderen Staatsämter mit Bürgerlichen.
Es sind zuerst käufliche Positionen (Eigentum des Inhabers), die der Inhaber eines Amtes nur mit der Einwilligung des Königs ausüben darf. Dann gewinnt die Besetzung der Ämter durch Gunst die Oberhand. Auch der dritte Stand dringt in diese Hofämter und in die militärischen Posten (S. 268).

Das Verhältnis der Königsfunktion zur Funktion des Adels ist ambivalent. Könige (z.B. Heinrich IV. , Richelieu und andere Nachfolger) müssen sich selbst sichern und zwar sie müssen den Adel von allen Stellen, die einen politischen Einfluss geben, nach Möglichkeit fernhalten und sie müssen zugleich den Adel als einen selbständigen, sozialen Faktor im gesellschaftlichen Gleichgewicht erhalten.

Das Doppelgesicht des absolutistischen Hofes entspricht genau diesem zwiespältigen Verhältnis von König und Adel. Dieser Hof ist ein Instrument zur Beherrschung des Adels und gleichzeitig ein Instrument zu seiner Versorgung (S. 268).


Ein Bild der sinkenden Schicht zeigt der Adel unter Ludwig XIII. 1627 in dem Gesuch: 'Requestes et articles pour la rétablissement de la Noblesse'.
Von einer Fülle von Forderungen erfüllt sich nur eine: Die Hofämter werden dem Bürgertum verschlossen und dem Adel vorbehalten (war auch eine Empfehlung in Richelieu's Testament). Alle anderen Forderungen bleiben unerfüllt.

{In den deutschen Territorien hingegen suchen und erhalten Adelige neben den militärischen immer auch Verwaltungs- und Gerichtsämter. Die meisten höheren Staatsämter bleiben hier geradezu ein Monopol des Adels. Hier halten sich gewöhnlich Adlige und Bürgerliche innerhalb vieler Staatsämter nach einem genauen Verteilungsschlüssel die Waage.}

Ludwig XIV. hat dann die Zugangsmöglichkeiten zu solchen Hofämtern auf äußerste verengt.
Der Hof als Versorgungsanstalt für Adlige auf der einen Seite, als Beherrschungs- und Zähmungsanstalt der alten Kriegerschicht auf der anderen.

Das ungebundene, ritterliche Leben ist endgültig vorbei. Für den Gros des Adels verknappt sich von nun an nicht nur die wirtschaftliche Grundlage, sondern auch sein Wirkraum und sein Lebenshorizont wird enger. Er bleibt mehr oder weniger auf seinen Landsitz beschränkt.
Auch im Kriege kämpft er nicht mehr für sich als freier Ritter, sondern in einer strenger geregelten Ordnung als Offizier. Es bedarf eines besonderen Glücksfalles oder besonderer Beziehungen dieses ländlichen Adels um in den Kreis des höfischen Adels zu gelangen (S. 272).

Der Aufbau Versailles entspricht den beiden in einander verschlungenen Tendenzen des Königtums, der Aufgabe, Teile des Adels zu versorgen und sichtbar herauszuheben, wie der anderen, ihn zu beherrschen und zu zähmen in vollkommener Weise.
Der König gibt, aber er verlangt Gehorsam. Er lässt den Adel seine Abhängigkeit von dem Geld und den anderen Chancen, die er zu verteilen hat, ständig fühlen.

Diese Neigung, alles, was vorgeht, ganz genau zu überwachen, ist nicht wenig charakteristisch für den Aufbau dieser Königsherrschaft. In ihr kommen die starken Spannungen zum Ausdruck, die der König beobachten und bewältigen muss, um seine Herrschaft aufrechtzuerhalten.

Ludwig XIV.: Die Kunst der Regierung besteht darin, dass man die wirklichen Gedanken aller Prinzen Europas kennt, dass man alles weiß, was die Menschen vor uns verbergen wollen, ihre Geheimnisse, und sie genau überwacht (S. 273).

Das ist sehr charakteristisch für den eigentümlichen Aufbau der Gesellschaft, der eine Einherrschaft möglich macht, diese Notwendigkeit alles möglichst genau zu überwachen, was in dem Herrschaftsbereich des Zentralherrn vor sich geht.

Diese Notwendigkeit ist ein Ausdruck für die Spannungen und die große Labilität der sozialen Apparatur.

Das starke Spannungsgleichgewicht der zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen, die sich annähernd die Waage halten ist gewiss nicht von irgendeinem König geschaffen worden. Aber wenn sich diese Konstellation einmal hergestellt hat, dann ist es für den Zentralherrn lebenswichtig, sie in ihrer ganzen Labilität aufrechtzuerhalten.
Diese Aufgabe aber erfordert eine möglichst genaue Überwachung der Untertanen (S. 274).

Auch einer der Gründe für den Bau von Versailles: Gelegentliche Unruhe unter den Massen. Noch aber ist die Arbeitsteilung nicht so weit fortgeschritten, dass der Druck der Bevölkerung der größte Druck wäre. Die gefährlichsten Rivalen des Königs sind in seinem engsten Kreis (S. 275).

Diese gefährlichsten Rivalen sind die Mitglieder des Königshauses selbst.

Schon oben ist gezeigt worden, wie sich allmählich im Zuge der Monopolbildung der Kreis der Menschen, die miteinander um Herrschaftschancen konkurrieren können auf die Mitglieder des Königshauses selbst beschränkt (S. 275). Unter Ludwig XIII. sind zentrifugale Tendenzen noch spürbar. Richelieu hat schließlich alle diese Kämpfe gewonnen, nicht zuletzt mit Hilfe des Bürgertums und der überlegenen finanziellen Mittel, die es ihm liefert. Ludwig XIV. steckt das Gefühl der Bedrohung in Fleisch und Blut. Der Hof ist für ihn eine Überwachungsanstalt. Fernbleiben macht misstrauisch

Damit haben die Herrschaftsmonopole, zentriert um die Monopole der Steuern und der körperlichen Gewalt, für eine bestimmte Stufe, nämlich als Monopole eines Einzelnen, ihre vollendete Form gefunden.

Aus dem Boden besitzenden und Boden oder Naturalrenten vergebenden König ist ein Geld besitzender und Geldrenten vergebender König geworden: Das gibt der Zentralisierung eine bisher unerreichte Stärke und Festigkeit.

Die Kraft der zentrifugalen, gesellschaftlichen Kräfte ist endgültig gebrochen. Alle möglichen Konkurrenten des Monopolherrn sind in eine institutionell gesicherte Abhängigkeit von ihm gebracht. In monopolistisch gebundener Konkurrenz kämpft nun der höfische Adel miteinander um Chancen, die der Monopolherr zu vergeben hat und dieser höfische Adel steht dabei unter dem Druck einer Reservearmee von ländlichen Adligen und von aufsteigenden bürgerlichen Elementen. Der Hof ist die Organisationsform dieses gebundenen Konkurrenzkampfes (S. 277).

Aber trotz der Größe der persönlichen Verfügungsgewalt über die monopolisierten Chancen, sie ist alles andere als unumschränkt. Es zeichnen sich bereits die Strukturelemente ab, die schließlich dazu führen, dass aus dieser persönlichen Verfügung eines Einzelnen über die Monopole, mehr und mehr eine öffentliche Verfügung, eine Verfügung unter der Kontrolle immer weiterer Teile des arbeitsteiligen Ganzen wird.

Für Ludwig XIV. gilt noch: "L'Etât c'est moi". Der Staat bin ich.

Institutionell hat die Monopolorganisation noch in beträchtlichem Maße den Charakter eines persönlichen Besitztums. Funktionell aber ist die Abhängigkeit des Monopolherrns von anderen Schichten außerordentlich stark und diese funktionelle Abhängigkeit wächst je weiter die Handels- und Geldverflechtung der Gesellschaft fortschreitet.
Nur durch das Spannungsgleichgewicht (aufsteigende Bürgerliche-schwächer werdender Adel) behält der Zentralherr seinen Entscheidungsspielraum. Das gewaltige Menschengeflecht über das Ludwig XIV. herrscht, hat seine eigene Gesetzlichkeit und sein eigenes Schwergewicht, denen er sich fügen muss.

Die Möglichkeit des Zentralfunktionärs, das ganze Menschengeflecht in seinem persönlichen Interesse zu steuern beschränkt sich erst dann, wenn das Spannungsgleichgewicht auf dem er balanciert, zugunsten des Bürgertums umkippt und sich eine neue Gesellschaftsbalance mit neuen Spannungsachsen herstellt.
Erst damit beginnen auch institutionell aus den persönlichen Monopolen öffentliche Monopole zu werden. In einer allmählichen Zentralisierung der physischen Gewaltmittel und der Steuerabgaben, im Zusammenhang mit einer immer stärkeren Funktionsteilung und mit dem Aufstieg berufsbürgerlicher Schichten organisiert sich die französische Gesellschaft Schritt für Schritt in der Form eines Staates (S. 279).

-o-o-o-

misterlinker

backlinksite

stats

BlogCatalog News

twittercounter

TwitterCounter for @transitenator

twitter updates

BC Neighbors

Blogger:

Mein Bild
Bad Goisern @ HallstaetterSee, Upper Austria, Austria
Austrian Blogger Stumbler Digger Social Networker Promoter etc-
Powered By Blogger

  © Blogger template Brooklyn by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP