20070506

1968 Demokratisierung Konsens sk-25

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In den 60ern werden Regierbarkeit und Legitimität zum Thema der öffentlichen Diskussion sowie die Fähigkeit politischer Systeme Reformen hervorzubringen. In Frankreich, Deutschland und kleineren europäischen Ländern hatte das Thema den Namen 'Demokratisierung'.

Das bedeutete zum Teil die Vollendung des Versprechens der Bürgerrechte für alle, zum anderen Teil aber die ungeduldige Insistenz darauf, dass Teilnahmerechte auch ausgeübt werden müssen, um wirklich zu sein.

"Wir müssen mehr Demokratie wagen" (Willy Brandt bei seiner Regierungserklärung 1969) und meinte damit, dass Demokratie nicht nur ein Zustand ist, eine Verfassung, sondern eine Lebensweise, eine Tätigkeit und Tugend.

Die Revolution von 1968 hatte viele Merkmale einer jener Lawinen, die niemand mehr aufhält, wenn sie erst ins Rutschen gekommen ist (S. 170).
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Hinweis auf Quelle bzw. Literatur: Der moderne soziale Konflikt von Ralf Dahrendorf, Stuttgart 1992 (1), München 1994, dtv Taschenbuch, Exzerpt: transitenator
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Raymond Aron missverstand die Zeichen der Zeit. Für ihn war der Tod der alten Universität ein unwiederbringlicher Verlust. Manche halten auch Dahrendorf für den Mord an der alten Universität für mitverantwortlich.
Dahrendorf ging es um Zugangschancen und Demokratie nicht Demokratisierung war sein Ziel.

Die Wogen des Wandels spülten jene Reformer bald weg, die geglaubt hatten, dass sich die Grenze zwischen Chancengleichheit und Gleichheit der Resultate halten lässt und dass es Demokratie geben könnte ohne Demokratisierung.

Dahrendorf: Bis auf heute spaltet 1968 die Menschen in vielen Teilen der OECD-Welt. Was hat es wirklich bedeutet?

Die Nachkriegszeit war eine Zeit von mehr Optionen für mehr Menschen. Diese hätten sich nicht schaffen lassen ohne eine sichere Grundlage in Bürgerrechten für alle, die ihrerseits teils das Erbe früherer Kämpfe, teils das Ergebnis des Sozialvertrags der Nachkriegsjahre und teils die Parallele zum raschen Wachstum des Angebots war.

Zunehmend indes begannen quantitative und ökonomische Prozesse das Feld zu beherrschen.
OECD-Gesellschaften wurden zu Gesellschaften des 'immer mehr'.

Eine Parole der Zeit: "Nach dem Aufbau der Umbau". Ruf nach sozialem Umbau.

Intellektuelle trugen die Reformbewegung. Die letzte große Ausweitung der Bürgerrechte ist möglicherweise der wichtigste Wandel, den die Kraft der sozialen Bewegung der sechziger Jahre hervorgebracht hat.

Andere Wandlungen waren subtiler (akademisch). Es spukte die Fiktion der Gleichrangigkeit von Lehrenden, Studenten und anderen Beschäftigten.

Die Kirchen wurden zu Stätten der Diskussion eher als der Kanzelpredigt (Versetzung des Altars in die Mitte), Ökumenismus.

Das Strafrecht wurde überprüft, Resozialisierung statt Bestrafung und Abschreckung.

Hinter alledem steht der Gedanke, dass Individuen das Produkt sozialer Kräfte und Umstände sind, die daher für ihre Taten nicht persönlich verantwortlich gemacht werden können.
Personalisierte Herrschaft verlor ihren Glanz, ja für viele ihre Berechtigung, sogar in Armeen oder Industrieunternehmungen.

Der Geist der Zeit ('1968') drang vor (S. 173).

Die Jahre der Erfüllung waren zugleich Jahre der Gefährdung. Die Erfüllung ist die des sozialdemokratischen Konsens.
Die Erfüllung ist die Ideologie der Mehrheitsklasse, es dauerte ein Jahrhundert um ihn zu schaffen.

Alle Ingredenzien des sozialdemokratischen Konsens beziehen sich auf soziale Bürgerrechte in einer Welt des Wohlstandes.

Dazu gehört ein starker wohlwollender Staat in einem korporatistisch gedämpften demokratischen System, marktorientierte Wirtschaft, eine Gesellschaft weitreichender Solidarität durch Anrechte und progressive Besteuerung und ein vernünftiges Gleichgewicht. Die Mehrheitsklasse ist damit zufrieden.

Dieser Staat ist verwundbar.

Denn die Phase moderner Sozialentwicklung bezeichnet das Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts. Die These vom Ende der Sozialdemokratie bedeutet nicht den Bedeutungsverlust des Mehrheitskonsens, sie besagt vielmehr, dass eine historische Kraft ihre Energie verloren hat weil sie ob siegt hat.

Große soziale Kräfte sterben im Moment ihres Sieges. Ihr Ende naht, wenn die Zukunft nicht länger auf ihrer Seite steht (S. 175).
Zum Beispiel zeigten in den 60er Jahren in England alle Regierungen sozialdemokratische Züge.

Allesamt teilten sie einen Konsens der Mehrheitsklasse im Hinblick auf die wohltätige Rolle des Staates, der gemischten Wirtschaft und der Sozialpolitik.

1968 symbolisiert den Triumph der Sozialdemokratie, bezeichnet aber zugleich den Anfang vom Ende.
Die Herrschaft der Mehrheitsklasse (vernünftiger Konsens und soziale Demokratie) erwies sich als instabil

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