Konkurrenzdruck Monopol Staaten Bildung zt-49
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Literatur und Quellenhinweis:
Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation
Band 2 Erstmals veröffentlicht 1936
Francke Verlag: 1969 2. Auflage
Suhrkamp: 1976 1. Auflage
19. Auflage 1995
Ausgewählte Quoten und Gestaltung: Transitenator
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Literatur und Quellenhinweis:
Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation
Band 2 Erstmals veröffentlicht 1936
Francke Verlag: 1969 2. Auflage
Suhrkamp: 1976 1. Auflage
19. Auflage 1995
Ausgewählte Quoten und Gestaltung: Transitenator
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Die erste Station des aufsteigenden Königshauses sind Konkurrenzkämpfe und Monopolbildung im Rahmen eines Territoriums.
(Frage:) Es bleibt zu zeigen, welche gesellschaftlichen Prozesse die Ausbildung eines stabilen Herrschaftsapparates und damit zugleich die Bändigung des Einzelnen möglich machen (S. 119).
Bleibt also die Aufgabe die Grundzüge jenes Triebwerkes von Prozessen aufzuzeigen, kraft deren einem der großen Feudal- oder Territorialherrn, dem König, ein Übergewicht über die anderen gegeben wurde und die Chance, eine stabilere Herrschaftsapparatur über ein Gebiet, das viele Territorien umfasst, einen 'Staat' zu lenken.
Das ist zugleich der Weg, der vom Verhaltensstandard der 'Courtoisie' zum Standard der 'Civilité' führt.
Die Königskrone bedeutet in verschiedenen Phasen der gesellschaftlichen Entwicklung etwas sehr verschiedenes.
Am Beginn des 12. Jahruhunderts ist das ehemalige westfränkische Reich in eine Reihe verschiedener Herrschaftseinheiten zerfallen.
Zunächst ist der der Träger der Königskrone nichts anderes als ein großer Feudalherr. (Ludwig VI. 1108-1137 König). Er ist im wesentlichen Großgrundbesitzer.
Schwache ökonomische Entwicklung, geringe Entwicklung der Transportwege. Verbindungsprobleme.
Die Beziehungen der großen Feudalherren zu den Trägern der Krone sind auf ein Mindestmaß beschränkt.
Später wird dann der kapetingische Domänenbesitz so groß, und kraft der wirtschaftlichen und militärischen Chancen, so dass sie dem Konkurrenzbereich der anderen Krieger entwachsen und eine Art von Monopolstellung in diesem Territorium einnahmen.
In jedem Territorium gelingt es früher oder später durch die Akkumulation von Landbesitz eine Vormachtstellung, Hegemonie oder Monopolstellung zu gewinnen, zuungunsten der vielen kleinen und mittleren Ritterfamilien.
Das Hausgut und die Herrschaft im engeren Stammesgebiet bildet bei dem Aufbau dieser Gesellschaft das wichtigste, militärische und finanzielle Fundament, auch der Königsmacht.
Ludwig VI legt den Grund für die folgende Expansion seines Hauses. Er schafft ein potentielles Kristallisationszentrum für das größere Gebiet Frankreichs.
Keine prophetischen Visionen sondern er handelt unter den unmittelbaren Zwängen seiner aktuellen Situation (S. 128).
Der Mechanismus der Vormachtbildung ist immer der gleiche. Durch Akkumulation des Besitzes, wachsen einzelne Unternehmungen aus dem Konkurrenzbereich heraus und kämpfen miteinander bis nur mehr eines oder zwei einen bestimmten Zweig der Wirtschaft kontrollieren und beherrschen.
Ist die Vorherrschaft eines Kriegerhauses in einem kleinere Gebiet gefestigt, dann tritt der Kampf um die Hegemonie in einem weiteren Gebiet in den Vordergrund.
Die Größe des 'deutschen Imperiums' gab den lokalen, zentrifugalen Tendenzen eine andere Stärke; machte die Zentralisierung schwerer.
Die Größenordnung in der sich gesellschaftliche Prozesse abspielen, bildet ein wichtiges Element ihrer Struktur.
Hier weit größere Spannungen und Interessengegensätze als im westfränkischen Gebiet. Ein Haus nach dem anderen verbrauchte hier im Kampf um die Hegemonie seinen Stammes- oder Domanialbesitz (S. 131).
Der Mechanismus der Staatenbildung ist im europäischen Raum (die naturalwirtschaftliche Phase gelangt kontinuierlich in eine geldwirtschaftliche) immer der gleiche.
In der Geschichte der europäischen Staaten gibt es immer eine frühe Phase, bei der territoriale Herrschaftseinheiten die entscheidende Rolle spielen (z.B. feudale Territorialherrschaften).
Aus den Institutionen eines feudalen Territoriums werden dann kontinuierlich Institutionen eines Staates und eines Imperiums.
Schematisch gezeichnet verläuft der Prozess zwischen den verschiedenen benachbarten Territorialherrschaften ganz analog zu jenem, der sich zuvor innerhalb eines festen Territoriums zwischen den einzelnen Gutsherren der Rittern bis zum Erwerb der Vormachtstellung, eines über die anderen, abspielt.
In der folgenden Phase konkurrieren die nächstgrößeren Herrschaftseinheiten miteinander. Es besteht die ständige Notwendigkeit zu expandieren, wenn sie nicht besiegt oder abhängig werden wollen (S. 133).
Die Konkurrenz um den Boden im Inneren verstärkt sich. Wer bei solchem Konkurrenzdruck nicht 'mehr' erwirbt, wird automatisch 'weniger'.
Ein Druck durchzieht die ganze Gesellschaft. Er treibt auch die Territorialherren gegeneinander und setzt eben damit den Monopolmechanismus in Gang.
Einige werden stärker, andere steigen aus. Der Ausscheidungsprozess wiederholt sich bis die Entscheidung schließlich nur mehr zwischen zwei Territorialherrschaften steht.
In diesen gesellschaftlichen 'Ausscheidungskämpfen', spielen sicherlich persönliche Qualifikationen Einzelner, sowie andere 'Zufälle' eine Rolle, aber der gesellschaftliche Prozess, die Tatsache, dass eine Gesellschaft mit relativ gleich großen Macht- und Besitzeinheiten bei starkem Konkurrenzdruck zur Vergrößerung einiger weniger und schließlich zu einer Monopolbildung tendiert, ist von solchen Zufällen weitgehend unabhängig.
Früher oder später kommt es zu einer solchen Monopolbildung -unter den bisherigen Aufbaubedingungen- mit einer hohen Wahrscheinlichkeit. Ist dieser einfache gesellschaftliche Mechanismus einmal in Gang gesetzt, arbeitet er weiter, wie ein Uhrwerk.
"Ein Menschengeflecht, in dem kraft der Größe ihrer Machtmittel relativ viele Einheiten miteinander konkurrieren, neigt dazu, diese Gleichgewichtslage (Balance vieler durch viele, relativ freie Konkurrenz) zu verlassen und sich einer anderen zu nähern, bei der immer weniger Einheiten miteinander konkurrieren können; sie nähert sich mit anderen Worten einer Lage, bei der eine gesellschaftliche Einheit durch Akkumulation ein Monopol über die umstrittenen Machtchancen erlangt" (S. 135).
Ein Mechanismus dieser Art ist auch bei der Staatenbildung am Werk.
Deutschland: Bei der Größe dieses Gebietes war die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung eines 'Kristallisationszentrums' geringer.
Die Ausscheidungskämpfe nahmen mehr Zeit in Anspruch. Schließlich dann doch: die Territorialmacht der Hohenzollern. Sie erlangte die Vormacht unter den deutschen Territorialherrschaften.
Dann beim nächsten Kampf (mit den Habsburgern), der die stärkere Integration einleitete, die Staatenbildung. Die Habsburger schieden aus.
Deutschland zerbröckelte, es zerfiel relativ spät und wurde immer kleiner.
In England und Frankreich ist der Trend der Bewegung annähernd umgekehrt.
Langsames Wachstum vom kleinen zum größeren hin.
In England war gerade wegen der Beschränktheit des Gebietes eine Einigung der verschiedenen Stände und vor allem der Krieger des ganzen Gebietes gegen den Zentralherren leichter möglich.
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