20070508

Postindustrialismus Kasino Kapitalismus sk-29

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Dahrendorf gibt in diesem Buch (der moderne soziale Konflikt, 1992) den Analysen der Strukturen von Gesellschaft und Politik den Vorzug vor der Spekulation über weniger greifbare Sachverhalt wie Werte.
In der Welt der Werte ist laut Dahrendorf fast alles gültig und es ist ebenso leicht Behauptungen aufzustellen, wie es schwierig ist ihnen Substanz zu geben, von ihrer Widerlegung ganz zu schweigen.

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Hinweis auf Quelle bzw. Literatur: Der moderne soziale Konflikt von Ralf Dahrendorf, Stuttgart 1992 (1), München 1994, dtv Taschenbuch, Exzerpt: transitenator
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Viele Strukturen haben sich noch nicht herauskristallisiert, sind gewissermaßen amorph. Damit hat der Begriff einer 'postindustriellen Gesellschaft' (Daniel Bell) zu tun.

In den 70ern Veränderung der Beschäftigungsstruktur. Primärer Sektor weniger, sekundärer zuerst mehr dann weniger, tertiärer mehr. Um 1980 über 50% in den Dienstleistungsberufen. Der Trend setzt sich fort.

In einem technischen Sinn rechtfertigt dieser Trend allein die Rede von einer 'postindustriellen Gesellschaft'. Wenn Industrie Produktion heißt, dann sind industrielle durch Dienstleistungsgesellschaften ersetzt worden.
Die Mehrheitsklasse ist auch eine Dienstklasse (Dienstleisterklasse).
Die These der Postadvokaten lautet aber auch, dass die Veränderungen in den Berufsstrukturen von einem Wertwandel begleitet waren.
Daniel Bell prägte diesen Begriff 1973 ('die nach industrielle Gesellschaft', es ist ein Buch der 60er Jahre, so Dahrendorf) und interessierte sich zunächst für Wandlungen der Beschäftigungsstruktur.
Es treten neue Kräfte des Fortschritts auf. Diese haben (hatten) vor allem mit Wissen und Information zu tun.
Wissenschaftler und Technologen sind zu einer etablierten und unentbehrlichen Sozialkategorie geworden.
Bell: "die Heraufkunft eines neuen Prinzips der Schichtung".

1976 Bells Buch: 'Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus'. Hier argumentiert er, dass sich zwar die Sozialstruktur als eine techno-ökonomische Ordnung kennzeichnen lässt, dass die westliche Kultur aber eine ganz andere Richtung genommen habe.

Nicht Produktion, sondern Verteilung, nicht Machen, sondern Verkaufen beherrscht das Leben, und Verkaufen ermutigt Verschwendung.

Während die Ökonomie noch auf Effizienz und Rationalität beruht, wird die Kultur durch entspannte Lust und Belustigung bestimmt; sie ist primär hedonistisch geworden, bezogen auf Spiel, Spaß und demonstratives Vergnügen (S. 204).

Diese angedeutete Entwicklung erreichte in den 80er Jahren im 'Kasino Kapitalismus' (Susan Strange) der sich von Schulden nährte einen Höhepunkt. Genuss jetzt, Arbeit später. Das ist nicht nur eine Stimmung sondern schon Mode.

Durch komplizierte Kreditarrangements wird das Leben aufrecht erhalten. Jedenfalls gibt es Anzeichen einer Veränderung kultureller Haltungen.
Die hedonistische Wendung der protestantischen Ethik ist überdies nicht der einzige Wandel, der gemeinhin mit dem 'Postindustrialismus' verbunden wird.

Ronald Ingleharts 'stille Revolution' bezieht sich auf die Wende von 'materialistischen' zu 'postmaterialistischen' Werten (zu größerer Betonung von Lebensqualität).

Ein Phänomen sticht hervor: Während die alte Arbeiterschicht 'verbürgerlicht' ist und sich politisch nach rechts bewegt hat, ist eine neue Linke junger mittelständischer Menschen zu einer sozialen und politischen Kraft für 'postmaterialistische' Werte geworden.

Das beruht wahrscheinlich auf dem Wohlstand und Frieden der Welt von Raymond Aron. Laut Inglehart hat ein neuer Trend begonnen.

Dahrendorf: Vielleicht ist die 'postmaterialistische' Stimmung nicht so sehr ein neuer Trend wie ein Merkmal der 70er Jahre.
Die könnte durchaus Symptom einer Krise und nicht der Vorbote einer neuen Richtung der Dinge sein.
Dieser Postmaterialismus wäre eher aus einer Verzweiflung als aus einer Vorliebe geboren, obwohl seine Grundstimmung dazu beitrug neue soziale Bewegungen für den Schutz der Umwelt, die Rechte von Minderheiten und die Abrüstung ins Leben zu rufen.

Dahrendorf konstatiert, dass Jahrzehnte des Wirtschaftswachstums und des sozialen Fortschritts in einer Periode der Unübersichtlichkeit endeten.
Die Erfolge der Vergangenheit hatten Probleme geschaffen, die sich mit den bewährten Methoden nicht mehr lösen ließen.

Viele sahen die Zeit zum Innehalten und zum Nachdenken gekommen. Werte wurden herausgefordert und auch verändert.

Der Weg voran verlangt, den Inhalt von Bürgerrechten, Lebenschancen und Freiheit neu zu bestimmen (S. 208).

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