20070513

Zentralisierung Höfische Gesellschaft Absolutismus zt-41

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Im Mittelalter Kämpfe zwischen Adel, Kirche, Fürsten um Anteile an der Herrschaft und Ertrag des Landes. Im Laufe des 12. u. 13. Jahrhunderts eine weitere Gruppe im Kräftespiel: die privilegierten Stadtbewohner, das 'Bürgertum'. Macht sammelt sich in der Hand der Fürsten.

Die Autokratie der Vielen, der Herrschaftsanteil der Stände wird zurückgedrängt und die absolute Herrschaft des Einen an der Spitze setzt sich für längere oder kürzere Zeit durch (Frankreich, England, habsburgische Gebiete, deutsche und italienische Gebiete).

Das Zeitalter des Absolutismus. Was in dieser Veränderung der Herrschaftsform zum Ausdruck kommt ist eine Strukturveränderung der abendländischen Gesellschaft im ganzen. Eine allmähliche Umbildung der ganzen Gesellschaft.

Welche gesellschaftlichen Veränderungen erfuhren die mittelalterlichen Institutionen, welcher Aufbau der Gesellschaft, welche Entwicklung der menschlichen Beziehungen ermöglichten diese Veränderungen?

Die Fürstenhöfe werden zu den eigentlich Stil bildenden Zentren des Abendlandes. In allen katholischen Ländern, übertrifft die Bedeutung der Fürstenhöfe und der höfischen Gesellschaft als soziale Kontrollinstanz die aller anderen sozialen Formationen dieser Epoche (wie z.B. die der Universität) bei weitem.

Die maßgebende höfische Gesellschaft bildet sich in Frankreich. Von Paris breiten sich Umgangsformen und Manieren an alle anderen Höfe Europas hin aus. Nicht nur weil Frankreich das mächtigste Land dieser Zeit war, sondern weil in einer durchgehenden Transformation der europäischen Gesellschaft überall verwandte, soziale Formationen, der gleiche Gesellschaftstypus, analoge menschliche Beziehungsformen entstanden (S. 4).

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Literatur und Quellenhinweis:
Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation
Band 2
Erstmals veröffentlicht 1936
Francke Verlag: 1969 2. Auflage
Suhrkamp: 1976 1. Auflage
19. Auflage 1995
Exzerpt und Gestaltung: Transitenator
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Die vielen einzelnen Höfe des Abendlandes mit ihrer relativ einheitlichen Gesittung als kommunizierende Organe im Ganzen der europäischen Gesellschaft. Es ist eine das Abendland um greifende höfische Aristokratie mit ihrem Zentrum in Paris.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts lockern sich langsam die Kontakte zwischen den höfisch-aristokratischen Gesellschaften verschiedener Nationen. Die französische Sprache weicht nationalen Sprachen. Vor der ständisch-sozialen Integrationsform gewinnt die nationale das Primat.

In der vornationalen höfisch-aristokratischen Gesellschaft werden jene Gebote und Verbote vorgeformt, die auch heute noch über alle nationalen Verschiedenheiten hinweg spürbar sind und allen Völkern des Abendlandes ein gemeinsames Gepräge einer spezifischen Zivilisation geben (S. 7).

Mit der allmählichen Bildung dieser absolutistisch-höfischen Gesellschaft vollzieht sich auch eine Umformung des Triebhaushalts und des Verhaltens der Oberschicht im Sinne der Zivilisation.

In der Tat nimmt die Soziogenese des Absolutismus im Gesamtprozess der Zivilisation eine Schlüsselstellung ein: Manfrau kann die Zivilisation des Verhaltens und den entsprechenden Umbau des menschlichen Bewusstseins- und Triebhaushalts NICHT verstehen, ohne den Prozess der Staatenbildung und darin jene fortschreitende Zentralisierung der Gesellschaft zu verfolgen, die zunächst in der absolutistischen Herrschaftsform einen besonders sichtbaren Ausdruck findet (S. 8).

Die wichtigsten Mechanismen, die der Zentralgewalt wachsende Chancen zuführen, sind: Die allmähliche Vergrößerung des geldwirtschaftlichen Sektors auf Kosten des naturalwirtschaftlichen.

Je mehr Geld auf einem Gebiet in Umlauf war, desto stärker stiegen die Preise. Alle Schichten, deren Verdienst nicht entsprechend stieg waren benachteiligt auch die Feudalherren mit fixen Renten.
Begünstigt war der Zentralherr der durch seinen Steuerapparat an wachsendem Reichtum Anteil hat und dessen Einkünfte sich mit dem wachsenden Geldumlauf vermehren.

Proportional zu den finanziellen Chancen, wuchsen die militärischen. Der Zentralherr konnte sich Krieger mieten und wurde dadurch auch von Kriegsdiensten relativ unabhängig (Wilhelm der Eroberer fährt mit Soldrittern nach England). Aber noch keine stehenden Heere (erst Jahrhunderte später). Diese militärische Überlegenheit, die mit der finanziellen Hand in Hand war die zweite entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Zentralgewalt eines Herrschaftsgebietes den Charakter der Unumschränktheit (Absolutheit) gewann (S. 10).

Diese beiden Entwicklungslinien wirkten zuungunsten des alten, mittelalterlichen Kriegerstandes. Die Ritter und Krieger bekamen nur die Entwertung und das Steigen der Preise zu spüren.

Während der Geldumlauf wuchs, und die Handelstätigkeit sich entwickelte, während bürgerliche Schichten wuchsen und die Einnahmen der Zentralgewalt stiegen, sanken die Einnahmen des gesamten übrigen Adels.

Manche Ritter kümmerten dahin, manche raubten, manche verkauften ihre Güter, manche traten in die Dienste der Könige und Fürsten, von neuen Chancen gelockt. Das waren die wirtschaftlichen Chancen, die sich den dem Wachstum des Geldumlaufs und des Handelsnetzes nicht angeschlossenen Kriegern boten.

Auch die Entwicklung der Kriegstechnik wirkte sich zu den Ungunsten der Ritter aus. Die Infanterie, das verachtete Fußvolk wurde im Kampf wichtiger als die Reiterei. Damit war nicht nur die kriegerische Überlegenheit, sondern auch das Waffenmonopol des mittelalterlichen Kriegerstandes gebrochen.

Der Adel verlor mit der Vergrößerung des geldwirtschaftlichen Sektors in der Gesellschaft an Macht, während bürgerliche Schichten mit ihr an Macht gewannen.

Der Aufstieg, die Machtfülle und Unumschränktheit der Zentralinstitutionen war davon abhängig, dass diese Spannung zwischen Adel und Bürgertum bestand und bestehen blieb. Dieses labile Gleichgewicht musste von den Repräsentanten der absoluten Zentralgewalt zwischen den Ständen und Gruppen des Herrschaftsgebietes aufrecht erhalten werden (S. 13).

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