20070518

Geschichtsforschung Völkerwanderung Übervölkerung zt-44

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Elias kritisiert die ältere Geschichtsforschung, sie habe zur Feudalisierung keinen rechten Zugang gefunden.

Die Neigung, von einzelnen Urhebern her zu denken, die Denkgewohnheiten, nach den individuellen Schöpfern gesellschaftlicher Transformationen zu fragen oder allenfalls in den gesellschaftlichen nur die juristischen Institutionen zu sehen und die Vorbilder (Antezedentien) zu suchen, nach denen sie von Diesem oder Jenem geschaffen wurden, alles das machte diese Prozesse und Institutionen so unangreifbar für das nachdenkende Bewusstsein, wie es ehemals für die scholastischen Denker die Naturprozesse waren (S. 37).

Aber es handelte sich dabei (z.B. Lehnswesen) nicht um irgendwelche planmäßigen Schöpfungen einzelner Menschen oder um Institutionen, die manfrau aus irgendwelchen älteren Institutionen erklären könne.

Bei der Feudalisierung, sagt Dopsch, handelt es sich um Einrichtungen, die nicht von Staaten oder Trägern der Staatsgewalt planmäßig und aus bewusster Absicht ins Leben gerufen wurden, um bestimmte politische Ziele verwirklichen zu können.

Calmette: So verschieden das Feudalsystem von dem vorangehenden ist, es geht direkt aus ihm hervor. Kein individueller Wille hat es erzeugt. Es ist gewissermaßen ein Naturgeschehen, oder Naturtatsache der Geschichte. Ihre Formation war gewissermaßen durch mechanische Kräfte bedingt und ging Schritt für Schritt voran.

Antezedentien, also ähnliche vorausgehende Phänomene, sind nicht die einzigen Faktoren.

Es kommt nicht darauf an zu wissen, woher es kommt, sondern warum dieses Element diesen speziellen Charakter bekommen hat und nach diesem Geheimnis kann manfrau weder Römer noch Germanen fragen.

Die entscheidende, geschichtliche Frage ist hier, warum sich Institutionen oder etwa auch das Verhalten und die Affektlage ändern, und warum sie sich gerade in dieser Weise ändern.

Die Frage geht auf die strenge Ordnung der geschichtlich-gesellschaftlichen Wandlungen (Anmerkung: siehe I-Ging :-).

Diese Wandlungen sind nicht aus etwas zu erklären, das sich gleich bleibt.

In der Geschichte wirkt nie ein isolierbares Faktum für sich allein gestaltend und umgestaltend, sondern immer in seiner Verflechtung mit anderen.

Und unaufschließbar bleiben diese Wandlungen auch, solange man sich zu ihrer Erklärung auf die Ideen Einzelner beschränkt. Wenn manfrau nach den gesellschaftlichen Prozessen fragt, muss manfrau unmittelbar im Geflecht der menschlichen Beziehungen in der Gesellschaft selbst die Zwänge suchen die sie in Bewegung halten.

Das gilt beispielsweise von der Feudalisierung und Arbeitsteilung (oft wird mit dem Haarnadelbeispiel von Adam Smith so getan als hätte er die Sache erfunden).

Einzelprozesse, werden in unserer Begriffsapparatur nur durch Worte ohne Prozesscharakter, durch im Prozess gebildeter Institutionen (Absolutismus, Kapitalismus, Naturalwirtschaft..) repräsentiert.

Diese Einzelprozesse weisen auf Veränderungen im Aufbau der menschlichen Beziehungen, die offensichtlich nicht von Einzelnen geplant waren, denen die Einzelnen sich unterwerfen mussten, ob es ihnen lieb war oder nicht.

Einer der wichtigste Motoren der Veränderung im Aufbau der menschlichen Beziehungen und der Institutionen, die ihm entsprechen, ist die Vermehrung oder die Verringerung der Bevölkerung. Sie bildet im Wechselspiel der veränderten Faktoren ein wichtiges, nie außer acht zu lassendes Element.


Was geschah in der Völkerwanderungszeit?

Neue Schübe von Osten, Norden und Süden. Hellenische, italische, germanische, slawische Barbaren bzw. Stämme dringen in die Binnenräume Europas. Resultat: Es gibt keine freien Räume mehr. Damit eine neue Lage. Dann gerät die Bevölkerung ins Wachstum (ab etwa 9. Jahrhundert).

Damit verändert sich das Spannungssystem. (Siehe kurzen Rückblick auf die Antike S. 42 u. 43). Was hat manfrau unter dieser Übervölkerung zu verstehen? Nicht die absolute Anzahl der Menschen ist dafür verantwortlich.

Übervölkerung nennen wir zunächst ein solches Wachstum der Bevölkerung eines bestimmten Gebietes, dass bei dem bestehenden Gesellschaftsaufbau für immer weniger Menschen die Befriedigung ihrer Standardbedürfnisse möglich ist.

Die Symptome einer solchen gesellschaftlichen Übervölkerung sind:

1. Abschließung derer, die haben, von jenen die nicht haben weiters

2. stärkerer und betonterer Zusammenschluss der Menschen in gleicher, sozialer Lage zur Abwehr der an drängenden Außen stehenden oder zur Eroberung der von anderen monopolierten Chancen.

3. Weiters verstärkter Druck auf Nachbargebiete, Antrieb zur Eroberung und


4. verstärkte Auswanderungstendenzen, oder Besiedelung neuer Böden.

Diese Symptome sind besonders deutlich im westfränkischen Reich. Geringe Möglichkeiten einer Expansion. Neue Böden im Inneren werden gesucht. Rodungen. Sümpfe trockengelegt.

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Literatur und Quellenhinweis:
Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation
Band 2 Erstmals veröffentlicht 1936
Francke Verlag: 1969 2. Auflage
Suhrkamp: 1976 1. Auflage
19. Auflage 1995
Exzerpt und Gestaltung: Transitenator
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1 Kommentare:

Stan 19. Mai 2007 um 00:58  

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