Funktion Aengste Erziehung tz-19
Tweet this!Niemals gelangt der Heranwachsende zu einer Regelung seines Verhaltens, ohne die Erzeugung von Angst durch andere Menschen. Ohne den Hebel solcher von Menschen erzeugten Ängste wird aus dem jungen Menschen nie ein erwachsenes Wesen, das den Namen eines Menschen verdient, so wenig je die Menschlichkeit dessen voll zur Reife kommt, dem sein Leben nicht hinreichend Freude und Lust gewährt.
Ängste, die ältere Menschen bewusst oder unbewusst in dem kleinen Kinde hervorrufen, schlagen sich in ihm nieder und reproduzieren sich von nun an zum Teil auch mehr oder weniger selbsttätig.
Durch Ängste wird die bildsame Seele des Kindes so bearbeitet, dass es sich beim Heranwachsenden allmählich selbst im Sinne des jeweiligen Standards zu verhalten vermag, ob sie nun durch direkte körperliche Gewalt hervorgerufen werden oder durch Versagungen, durch Beschränkung von Nahrung und Lust (S. 447).
Und menschengeschaffene Ängste halten schließlich von innen oder von außen auch noch den Erwachsenen in Bann. Schamempfindungen, Furcht vor Krieg und Furcht vor Gott, Schuldgefühle, Angst vor Strafe oder vor dem Verlust des sozialen Prestiges, die Angst des Menschen vor sich selbst, vor der Überwältigung durch die eigenen Triebe, sie alle werden in dem Menschen direkt oder indirekt durch andere Menschen hervorgerufen.
Ihre Stärke, ihre Gestalt und die Rolle, die sie im Seelenhaushalt des Einzelnen spielen, hängt von dem Aufbau seiner Gesellschaft und seinem Schicksal innerhalb ihrer ab (S. 447).
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